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Donnerstag, 15.03.2018

Forschung

Felix-Jerusalem-Preis für Dr. Cornelia Tune

Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke zeichnete Lübecker Anatomin für ihre Forschung zur Rolle des Neuropeptids CGRP in der Pathogenese der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) aus

Dr. rer. physiol. Cornelia Tune, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Anatomie der Universität zu Lübeck, ist mit dem Felix-Jerusalem-Preis 2018 ausgezeichnet worden. Dr. Tune (geb. Ringer) erhielt die Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V. (DGM) für ihre Forschungen zu Pathogenesemechanismen der Amyotrophen Lateralsklerose. Diese hatte sie von 2007-2014 am Institut für Anatomie und Zellbiologie der Philipps-Universität Marburg unter der Betreuung von Prof. Dr. Burkhard Schütz (AG Molekulare Neurowissenschaften, Leiter: Prof. Dr. Eberhard Weihe) durchgeführt.

Dr. Tune forschte, finanziert über ein Feodor Lynen-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung, für zwei Jahre an der Universität von Kalifornien in Irvine (USA); seit Anfang 2016 lehrt und forscht sie in Lübeck. Die Auszeichnung fand am 15. März 2018 im Rahmen der 62. Wissenschaftlichen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DKGN) in Berlin statt. Dr. Tune wurde mit dem geteilten ersten Preis in Höhe von 7.500 Euro geehrt.

Die ALS ist eine seltene Muskel- und Nervenkrankheit. Die unaufhaltsam fortschreitende Schädigung von Nervenzellen, welche die Willkürmuskulatur steuern, führt grundsätzlich zum Tod der Patienten. Effektive Behandlungsmöglichkeiten sind aktuell nicht vorhanden. Dr. Tune konnte an einem Mausmodell der ALS aufzeigen, dass das von Motoneuronen gebildete Neuropeptid Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) den Krankheitsablauf beeinflusst, indem es u.a. der Abnahme an Muskelkraft in den Gliedmaßen entgegensteuert und eine die Neurodegeneration begleitende Entzündungsreaktion im zentralen Nervensystem moduliert. Ihre Arbeiten qualifizieren CGRP als möglichen neuen Biomarker und als „druggable target“ für die Pharmakotherapie von ALS und resultierten in sechs Publikationen in hochrangigen Fachjournalen.

Der Felix-Jerusalem-Preis wird seit 1996 jährlich von der DGM ausgelobt. Das Preisgeld wird seit 2013 von der Firma Sanofi-Genzyme gestiftet. Benannt ist der Preis nach dem deutschen Neurologen Professor Felix Jerusalem (1932-1996), der sich zeit seines Lebens mit der Klinik, Anatomie und Biochemie neuromuskulärer Erkrankungen beschäftigt hat. Der Preis soll die Forschung auf dem Gebiet dieser Erkrankungen im deutschsprachigen Raum fördern. Mit ihm werden vor allem jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für Verdienste bei der Erforschung von Pathomechanismen und für objektiv nachvollziehbare Therapieerfolge ausgezeichnet.

Dr. Stefan Perschke, 1. Vorsitzender der DGM, Prof. Dr. Reinhard Dengler, 2. Vorsitzender, Dr. Cornelia Tune und Dr. Silke Raab-Press, Sanofi Genzyme (v.l.n.r.)

Die Rolle von CGRP in der ALS (Abb. aus: Disruption of calcitonin gene-related peptide signaling accelerates muscle denervation and dampens cytotoxic neuroinflammation in SOD1 mutant mice. Ringer C, Tune S, Bertoune MA, Schwarzbach H, Tsujikawa K, Weihe E, Schütz B. Cell Mol Life Sci. 2017 Jan;74(2):339-358. doi: 10.1007/s00018-016-2337-4. Epub 2016 Aug 23)