Der Mykobakteriologe aus Lübeck und Borstel zählt zu den weltweit führenden Forschern auf dem Gebiet der Populationsgenetik von Tuberkulosebakterien
Priv.-Doz. Dr. rer nat. Stefan Niemann, an der Universität zu Lübeck im Fach Mikrobiologie und Molekularbiologie habilitiert, wurde für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Infektiologie mt dem Eva und Klaus Grohe-Preis 2011 der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.
Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wurde ihm am 2. Dezember 2011 im Nikolaisaal in Potsdam auf der Festsitzung zum diesjährigen Einsteintag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verliehen.
Stefan Niemann, Jahrgang 1964, hat von 1986 bis 1992 an der Universität Bielefeld Biologie studiert und hier 1996 mit „magna cum laude“ promoviert. 2004 erfolgte die Habilitation in den Fächern Mikrobiologie und Molekulare Biologie. Während seiner Promotion arbeitete Stefan Niemann in der molekularbiologischen Forschung am Lehrstuhl für Genetik in Bielefeld. Er übernahm anschließend die Leitung des Labors für molekulare Typisierung im nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien am Forschungszentrum Borstel. Bereits in dieser Zeit leitete er eigenverantwortlich Forschungsprojekte und wirkte in nationalen und internationalen Konsortien auf dem Arbeitsfeld der Mykobakteriologie mit.
Seit 2004 ist er Privatdozent an der Universität Lübeck, seit 2006 Leiter der Arbeitsgruppe Mykobakteriologie am Forschungszentrum Borstel. Stefan Niemanns Forschungsgebiet ist die Tuberkulose. Seine Arbeitsgruppe ist sowohl national als auch international hoch angesehen. Stefan Niemann hat herausragende Forschungsbeiträge zur Entstehung und Verbreitung multiresistenter (MDR) und extrem resistenter (XDR) Tuberkulose-Erreger geleistet. Die umfangreichen Arbeitsergebnisse sind in Zeitschriften mit hohem Impact Factor wie „Nature Genetics“, „NEJM“, „PNAS“ und „PLosS Medicin Journal“ u.a. veröffentlicht worden.
Die von ihm aufgedeckten Resistenzmechanismen für verschiedene Kausaltherapeutika und ein inzwischen weltweit im Einsatz befindlicher diagnostischer Test sind neben den erhobenen Schlüsseldaten zur Übertragbarkeit und Virulenz von MDR- und XDR- Stämmen besonders hervorzuheben. Sie tragen zur Effektivität der aktuellen Tuberkulosetherapie in Hochinzidenzregionen bei. Als weltweit einzigartig wird die von ihm kreierte Charakterisierung der pathobiologischen Diversität klinischer Isolate in Tbc-Infektionsmodellen eingeschätzt. Diese Erkenntnisse sind insbesondere von Bedeutung für die Entwicklung neuer Therapeutika und Impfstoffe gegen Tuberkulose.
Stefan Niemann gehört auf dem Gebiet der Populationsgenetik von Tuberkulosebakterien zu den weltweit führenden Forschern. Dazu haben seine Beiträge zum Verständnis der globalen Populationsstruktur und der Adaption bestimmter phylogenetischer Linien an humanen Tbc-Populationen beigetragen.
Darüber hinaus engagiert sich Stefan Niemann im Rahmen von EU-Förderprogrammen auf dem Gebiet der Tuberkuloseforschung. Er ist in nationale und internationale Fachorganisationen eingebunden. Seit 2010 ist er Präsident der europäischen Gesellschaft für Mykobakteriologie.
für die Ukraine