Heisenbugs aufspüren: Lübecker Arbeitsgruppe verbessert die kontinuierliche Überwachung von Systemen mit eingebetteten Multicoreprozessoren entscheidend
Erstmals ist es möglich, sicherheitskritische Systeme über einen langen Zeitraum zu beobachten und zu analysieren, ohne sie in irgendeiner Art und Weise zu beeinflussen, wie es bisher unumgänglich war. Dies ist das Ergebnis des Projekts, mit dem sich die Universität zu Lübeck am EU-Vorhaben COEMS (Continuous Observation of Embedded Multicore Systems, kontinuierliche Überwachung von Systemen mit eingebetteten Multicoreprozessoren) beteiligt hat. Projektkoordinator war Prof. Dr. Martin Leucker vom Institut für Softwaretechnik und Programmiersprachen (ISP) der Universität Lübeck, Projektleitung und -management und Teile der Entwicklung waren Aufgaben des Instituts.
Mit den Lübecker Ergebnissen können jetzt auch so genannte Heisenbugs effizient aufgespürt werden. Im Jargon der Computerprogrammierung ist ein Heisenbug ein Softwarefehler, der zu verschwinden oder sein Verhalten zu verändern scheint, wenn man versucht, ihn zu untersuchen. Die Entwicklungskosten insbesondere für die sicherheitskritischen Domänen wie Avionics, Automotive, aber auch Medical Devices, können mit der neuen Technologie spürbar reduziert werden.
Madrid, München, Wien, Bukarest und Lübeck
Wäre das COEMS-Projekt vor einigen Monaten abgeschlossen gewesen, hätten sich die Projektpartner auf den Weg nach Brüssel gemacht, um dort vor dem Project Officer als Vertreter der EU-Kommission und den drei Fachgutachtern und -gutachterinnen aus Spanien und Finnland die Ergebnisse zu präsentieren. Bekanntermaßen ist das derzeit nicht möglich. So setzten sich die Beteiligten am 4. Juni 2020 von Madrid über München, Wien und Bukarest bis nach Lübeck und Bergen in Norwegen in ihren Arbeits- oder Wohnzimmern zu Hause an ihre Bildschirme, um über acht Stunden hinweg zu konferieren.
Am Ende dieses angefüllten Tages konnte der Project Officer seine Begeisterung kaum verbergen, wie Teilnehmer berichten. In der Abteilung für Software- und Cloud Computing der Kommission würde COEMS mit großem Interesse verfolgt. Selten würde ein Konsortium so dicht am Bedarf forschen und gleichzeitig so weitreichende Maßstäbe setzen. Er habe große Hoffnungen, dass die Ergebnisse von COEMS weiterentwickelt werden und ihren Weg in die Anwendung finden. Gerade die Zusammensetzung des Konsortiums aus universitärer Forschung, Start-Ups und global Playern wie Thales und Airbus garantierten die Entwicklung von tragfähigen Lösungen „made in Europe“.
COEMS wurde mit knapp vier Millionen Euro gefördert und lief von November 2016 bis April 2020. Die Projektpartner waren außer der Universität zu Lübeck die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Airbus in München, die Hochschule Bergen in Norwegen, Accemic Technologies aus Kiefersfelden in Bayern und Thales mit den Standorten Bukarest und Wien.
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