Weltweit größte Tagung zum Blutbildungshormon in Lübeck
Die weltweit anerkannte und größte Tagung zum Blutbildungshormon Erythropoietin findet vom 27. - 29. Juni 2003 zum sechsten Mal an der Universität zu Lübeck statt. 120 renommierte Grundlagenforscher und Kliniker aus dem In- und Ausland werden zur "6th International Lübeck Conference on the Pathophysiology and Pharmacology of Erythropoietin and other Hemopoietic Growth Factors" in der Hansestadt erwartet. Veranstalter ist das Lübecker Institut für Physiologie.
Erythropoietin ist ein Hormon - und gentechnisch hergestellt ein Medikament - von großer biologischer und therapeutischer Bedeutung. Es ist entscheidend für die Bildung junger roter Blutzellen im Knochenmark. Erythropoietinmangel führt zur Blutarmut (Anämie, vor allem bei Nieren- und Tumorerkrankungen), Erythropoietinüberschuss zur Erythrozytose (wie zum Beispiel bei der chronischen Bergkrankheit).
Im Lübecker Institut für Physiologie wurden jetzt erstmals die Enzyme intrazellulär lokalisiert, die die sauerstoffabhängige Genexpression regulieren. Die Expression des Erythropoietingens wird durch Sauerstoffmangel stimuliert. Damit ist es in der Forschung ein wichtiges experimentelles Modell, an dem die molekularen Mechanismen des "O2-sensing" untersucht werden.
Neben den Grundlagenarbeiten über "O2-sensing" werden auf der Lübecker Tagung die jüngst entdeckten neuroprotektiven Wirkungen des Erythropoietins im Mittelpunkt stehen. Man weiß jetzt, dass Erythropoietin nicht nur auf erythrozytäre Vorläufer im Knochenmark, sondern auch auf neuronale Zellen im Gehirn wirkt. Dazu spricht Prof. Dr. Dr. Hannelore Ehrenreich aus Göttingen, die die erste Studie zum Einsatz des gentechnisch hergestellten Erythropoietins zur Behandlung von Schlaganfällen (zerebrale Ischämien) bei Menschen geleitet hat.
Ein weiterer Höhepunkt der Lübecker Tagung ist der Vortrag von Prof. Dr. Nicole Casadevall aus Paris. Sie berichtet über die Behandlung von Patienten, die Antikörper gegen Erythropoietin entwickeln. Dies ist deshalb von erheblicher Bedeutung, weil das gentechnisch gewonnene rekombinante humane Erythropoietin (rhu-EPO) zum wichtigsten biotechnologischen Produkt überhaupt geworden ist. Es wird beispielsweise eingesetzt, um das Risiko einer Krankheitsübertragung durch Blutkonserven (zum Beispiel Virusinfektionen mit Hepatitiserregern) auszuschließen.
Ein Themenheft "Erythropoietin" ist im Dezember 2002 als Sonderausgabe der Zeitschrift für Wissenschaft, Forschung und Lehre an der Universität zu Lübeck, Focus MUL, erschienen. Es kann in der Informations- und Pressestelle der Universität angefordert werden.
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