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Mittwoch, 08.02.2012

Universität

Erklärung zum geplanten Aufmarsch der Neonazis am 31. März 2012 in Lübeck

Der für den 31. März geplante Aufmarsch von Neonazis in Lübeck muss verhindert werden. Er widerspricht dem Klima der Weltoffenheit und Verständigung in dieser Stadt.

Die Wissenschaft ist auf ein solches Klima angewiesen. Gerade in diesem Jahr 2012, in dem Lübeck die Stadt der Wissenschaft ist, sind wir ihm in besonderer Weise verpflichtet.

Die rechtsextreme Demonstration in perfider Weise als ein Gedenken an die Bombardierung Lübecks im Zweiten Weltkrieg auszugeben, ist eine unerträgliche Vereinnahmung menschlichen Leids für eine menschenverachtende Gesinnung. Wir dürfen dem in dieser Stadt keinen Platz und keine Gelegenheit bieten.

Mit der Errichtung der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft ab 1933 wurden Demokratie, Menschenrechte und die Grundlagen der Zivilgesellschaft mit den Mitteln des Staats- und Parteiapparates scheinbar legal außer Kraft gesetzt. Wenn aus der Geschichte eine Lehre zu ziehen ist, dann die, dass eine solche Machtübernahme und –pervertierung nur verhindert werden kann, solange sie noch nicht stattgefunden hat. Daher ist höchste Wachsamkeit gegen alle Bestrebungen geboten, die Grundlagen unserer Werteordnung zu diskreditieren und zu beschädigen.

Die Universität zu Lübeck ist stolz darauf, in einer Stadt beheimatet zu sein, die die traditionsreiche Königin der Hanse und Weltkulturerbe ist und sich zugleich als junge, der Zukunft zugewandte Hochschul- und Wissenschaftsstadt versteht. Der Titel „Stadt der Wissenschaft“ und der Erhalt der Universität im unvergessenen Sommer 2010 sind ganz wesentlich ein Verdienst ihrer Bürgerinnen und Bürger. Unser tief empfundener Dank dafür hat Bestand.

Wissenschaft kann nur gedeihen, wenn keine politischen, sprachlichen oder kulturellen Grenzen sie behindern. Wer wie die mittelalterlichen Hansekaufleute zu neuen Ufern aufbricht oder heute neue Wissenshorizonte erforscht, braucht einen offenen Verstand und eine ungetrübte Wahrnehmung.

Spätestens seit wir durch die Aufdeckung der Zwickauer Terrorzelle endlich genaueren Einblick in den heutigen Nationalsozialistischen Untergrund erhalten, sehen wir, dass wir es hier nicht nur mit Wirrköpfen, sondern auch mit Mördern und Schwerkriminellen zu tun haben. Unsere Toleranz darf sich nicht auch auf diejenigen erstrecken, die Intoleranz propagieren. Gegenüber den Feinden der Demokratie und des friedlichen Miteinanders sind Mut und Zivilcourage gefragt.

Als Präsident der Universität zu Lübeck unterstütze ich es im Namen der gesamten Universität, wenn sich möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Angehörigen der Universität an den Protesten gegen die Durchführung des verabscheuungswürdigen Nazi-Aufmarsches in unserer Stadt beteiligen.

Prof. Dr. Peter Dominiak
Präsident