Chronische Schlafstörungen und Verbesserung der Alkoholabstinenz: Für zwei neue Lübecker Psychotherapie-Studien werden Versuchspersonen gesucht
Mit zwei neuen Studien erforschen Lübecker Wissenschaftler den Zusammenhang von Schlaf und Gedächtnisbildung. Es geht in der einen um die Folgen chronischer Schlafstörungen, in der anderen um eine neuartige Therapie bei Alkoholabhängigkeit. Für beide Studien an der Universität zu Lübeck und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, werden freiwillige Versuchspersonen gesucht.
Chronische Schlafstörungen (Insomnien) wie auch ein zu hoher Alkoholkonsum verschlechtern die Abspeicherung neuer Informationen im Gehirn. In den Lübecker Projekten wird daher untersucht, ob die gestörte Gedächtnisfunktion durch eine Verbesserung des Schlafes rückgängig gemacht werden kann. Die Fragestellung, ob sich gestörter Schlaf, Gedächtnisbildung und der Umgang mit Emotionen durch Psychotherapie verbessern lassen, wird in der aktuellen Forschungslandschaft erstmals wissenschaftlich untersucht.
Für die Studie zu den Folgen chronischer Schlafstörungen für das Gedächtnis und den Stresshormon-Spiegel (Insomnie-Studie) werden als Vergleichsgruppe gesunde Schläferinnen im Alter zwischen 29 und 57 Jahren gesucht. Sie sollen gegen eine Aufwandsentschädigung bereit sein, zwei Nächte im Schlaflabor ihren Schlaf messen zu lassen. Zusätzlich müssen Fragebögen ausgefüllt und ein Gedächtnistest absolviert werden. Für die Stresshormonbestimmung werden Speichelproben entnommen. Es erfolgt keine Blutentnahme.
Interessentinnen für die Teilnahme an dieser Studie melden sich bitte unter Telefon (0451) 500-3311 im Schlaflabor zu einem telefonischen Vorgespräch. |
Für die Studie zur Abstinenzverbesserung bei Alkoholabhängigen werden alkoholabhängige Männer gesucht, die in der Lübecker Klinik entgiften und an einer neuen Motivationstherapie teilnehmen. Unter Medikamentenbegleitung sollen dabei die Abstinenzchancen verbessert werden.
Alkoholabhängigkeit ist eine langwierige, von vielen Enttäuschungen begleitete Erkrankung, in der die Betroffenen typischerweise erleben, dass sie ihre Trinkmenge nicht kontrollieren können und Entzugserscheinungen bekommen, wenn sie abrupt aufhören zu trinken. Trotz des Zieles abstinent bleiben zu wollen, gelingt dies vielen Betroffenen nicht. Im Rahmen des Forschungsprojektes wird untersucht, ob ein sogenanntes Medikamenten gestütztes Cue-Exposure die Chancen auf Abstinenz verbessert.
Unter Cue-Exposure versteht man die gezielte Konfrontation mit dem typischen Rückfallgetränk unter der geschützten Situation der Klinik. Die in der Klinik frisch entgifteten Patienten üben unter Begleitung wiederholt, dem Trinkdruck zu widerstehen und erleben dabei eine zunehmende Stärkung ihres Abstinenzwillens. Diese Maßnahme wird ergänzt durch die Einnahme einer niedrigen Dosis von Cortisol, eines Betablockers oder eines Placebos kurz vor den sechs Übungen. Cortisol soll den bei Alkoholabhängigen erniedrigten Stresshormon-Spiegel kurzzeitig normalisieren, der Betablocker soll die emotionale Widerstandsfähigkeit stärken. Beide Präparate sind in der eingesetzten Dosis nur kurzfristig wirksam und machen üblicherweise keine Nebenwirkungen. Die bereits angelaufene Studie bestätigt dies. Die ersten Eindrücke lassen eine verbesserte Abstinenzchance durch die neue Maßnahme vermuten. Auch in dieser Studie wird die Veränderung des Schlafes durch die Therapie mit erfasst.
Interessenten für die Teilnahme an dieser Studie melden sich bitte unter Telefon (0451) 500-3032 auf der Station zu einem telefonischen Vorgespräch. |
Die beiden Studien erfolgen im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Neuroplastizität und Schlaf“ (SFB 654) der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Unter Neuroplastizität versteht man die Eigenschaft von Synapsen, Nervenzellen oder auch ganzen Hirnarealen, sich in Abhängigkeit von der Verwendung in ihren Eigenschaften zu verändern. Der Sonderforschungsbereich ist an den Universitäten Tübingen, Kiel und Lübeck angesiedelt und wird für weitere vier Jahre gefördert.
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