Bilanz eines ereignisreichen Jahres auf dem Neujahrsempfang der Medizinischen Universität und des Universitätsklinikums Lübeck
Als Unterstützung auf einem schwierigen, aber erfolgreichen Weg wertete der Rektor der Medizinischen Universität zu Lübeck (MUL), Prof. Dr. med. Hans Arnold, die große Resonanz auf die Einladung zum gemeinsamen Neujahrsempfang der Universität und des Klinikums. Insgesamt etwa 400 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Hochschulen, Medien und Gesellschaft nahmen an dem Empfang teil, der am 18. Januar 2002 im Alten Kesselhaus auf dem Universitäts- und Klinikumsgelände an der Ratzeburger Allee mittlerweile zum vierten Mal in Folge stattfand.
Prof. Arnold hob auf dem Neujahrsempfang die materielle, ideelle und politische Unterstützung hervor, die die Universität zur Stärkung ihrer Stellung erfährt. Mit ihrem Fächerspektrum aus Medizin, Informatik, Medizintechnik, Robotik und Biotechnologie sei sie ungewöhnlich zukunftsorientiert und habe ein großes Entwicklungspotential. Obwohl eine kleine Universität, verfüge sie über drei Viertel des Fächerkataloges, der für das 21. Jahrhundert als zukunftsträchtig bewertet wird.
Alle Erwartungen sprengte im vergangenen Jahr mit 206 Erstsemester-Einschreibungen die Resonanz auf den neuen Studiengang "Molekulare Biotechnologie". Dass die Petri-Kirche bei der erstmals dort abgehaltenen Immatrikulationsfeier voll besetzt war, ist vor allen Dingen auch diesem großen Zustrom zu verdanken. Prof. Arnold sagte: "Die Verlegung dieser Feier in die Altstadt unterstreicht, wie eng inzwischen die Hansestadt Lübeck und ihre Universität miteinander vertäut sind."
Ausgebaut werden konnte auch der Kontakt zu den Gymnasien der Region. Ein weiterer Schritt zur Öffnung der Universitätseinrichtungen ist im Frühjahr 2002 die Einrichtung eines gläsernen Labors "LOLA" (Lübecker Offenes Labor) für Schülergruppen und die naturwissenschaftlich interessierte Öffentlichkeit.
Besondere Erfolge waren 2001 die Gründung des "Center of Excellence in Medical Technology" (CEMET) mit einem Fördervolumen von ca. zehn Millionen Euro und die positive Begutachtung der Sonderforschungsbereiche und der Forschergruppen mit Lübecker Beteiligung sowie des Graduierten-Kollegs.
Positiv hob Prof. Arnold auch die Baufortschritte im vergangenen Jahr hervor. Für das neue Informatik-Gebäude, das im Rohbau steht, musste er allerdings einschränken: " Leider sind die Seminarräume des zweiten Bauabschnitts, die aus den eingesparten Geldern noch hätten errichtet werden können, nicht genehmigt worden. Mit dem sofortigen Weiterbau wären gut dreißig Tausend Euro eingespart worden. "
Für die weitere Entwicklung fordert die Medizinische Universität zu Lübeck die Einrichtung ökonomisch ausgerichteter Studiengänge wie "Ökonomie des Gesundheitswesens" und "Wirtschaftsinformatik". Der Universitätsbeirat, der sich am 15. Januar 2002 konstituierte und dessen Vorsitzender Ministerpräsident a.D. Björn Engholm ist, stellt diese Forderung ebenfalls. Zur Zeit muss allerdings festgestellt werden, dass die finanziellen Aufwendungen für diese neuen Studienangebote, obwohl sie vergleichsweise gering wären, gegenwärtig nicht zu erbringen sind.
Den Rückblick auf 2001 und den Ausblick auf die nähere Zukunft nannte Rektor Prof. Arnold auf dem Neujahrsempfang trotz der Erfolge "problembehafteter als im Vorjahr". Trotz der Reformwelle, die sich über das Gesundheitswesen und die Medizinische Fakultät ergieße, sei einiges erreicht worden: "Noch einmal gelang es dem Klinikum, den Haushalt im Gleichgewicht zu halten, was angesichts der sich rapide verschlechternden Rahmenbedingungen hohe Anerkennung verdient."
Die Nöte der Universität und des Klinikums resultieren aus der Finanzschwäche des Landes, die sich seit Jahren verschärft und durch die gegenwärtige Weltwirtschaftslage immer drückender wird. Von 100 Stellen der Universität finanziert das Land nur noch 87. Das Geld für den Rest wird über Stellensperrungen bis zu einem Jahr Dauer eingespart. Unter diesen Bedingungen hat sich die Universität im Einklang mit den übrigen Hochschuleinrichtungen des Landes Schleswig-Holstein geweigert, mit dem Lande Zielvereinbarungen abzuschließen, die die Erwirtschaftung von 50 Prozent der Tarifsteigerung beinhalteten.
Prof. Arnold kommentierte die Auseinandersetzungen um die Hochschulfinanzierung: "Die Aufforderung der Bildungsministerin, Frau Bulmahn, und auch aus dem Kieler Wissenschaftsministerium, Defizite aus Drittmitteln auszugleichen, muss so lange als Aufforderung zur Straftat gewertet werden, wie das Antikorruptionsgesetz nicht entsprechend den Vorschlägen der Wissenschaftler korrigiert wird - und im übrigen bedürfen Drittmittel einer soliden Grundausstattung."
Die Landesrektorenkonferenz hat beschlossen, eine neutrale Kommission von Wissenschaftlern zu berufen, die die Hochschullandschaft auf vernünftige Strukturänderungen prüfen soll. Ziel ist ein strukturbereinigtes vollständig ausfinanziertes und damit handlungs- und entwicklungsfähiges Hochschulwesen. Die Mitglieder der Landesrektorenkonferenz wollen den Vorschlägen der neutralen Kommission folgen.
Kritisch ging Prof. Arnold auch auf die abrupte, mit sofortiger Zahlungseinstellung verbundene Kündigung fast aller Poliklinik-Verträge durch die Kassenärztliche Vereinigung ein. Die Bezahlung von Klinikumsleistungen in einer Größenordnung von mehr als zwei Millionen Mark war definitiv verweigert worden: "Künftiger Ausweg ist, dass Klinikum und Kassen an der Kassenärztlichen Vereinigung vorbei direkt miteinander verhandeln."
Mit ausführlichen Grußworten würdigten auf dem Neujahrsempfang auch Staatssekretär Dr. Ralf Stegner aus dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein und der Bürgermeister der Hansestadt Lübeck, Bernd Saxe, die Entwicklung der Universität und nahmen zur aktuellen Situation Stellung.
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