Ein Jahr InnoCan: Verbesserung der
Behandlungsqualität für Krebspatienten
Mit einer gemeinsamen Erklärung über die regionale Zusammenarbeit streben Schleswig-Holstein und die dänische Region Seeland an, die Gesundheitsversorgung und Gesundheitswirtschaft als wichtiges Handlungsfeld zu adressieren und damit kleine und mittelständische Unternehmen sowie anwendungsorientierte Forschung zu unterstützen. Dabei ist für beide Regionen die Nutzung dafür verfügbarer EU-Fördermöglichkeiten von strategischer Bedeutung. Bereits seit einem Jahr beteiligen sich die Klinik für Strahlentherapie und das Institut für Krebsepidemiologie e. V. an der Universität zu Lübeck an dem deutsch-dänischen Forschungsprojekt „InnoCan: Innovative High Technology Cancer Treatment Denmark-Germany“.
„Durch das Projekt möchten wir einen binationalen Beitrag zur Verbesserung der Behandlungsqualität für Krebspatienten leisten“, fasst Prof. Dr. Dirk Rades, Inhaber des Lehrstuhls für Strahlentherapie an der Universität zu Lübeck, das Ziel von „InnoCan“ zusammen. Das Projekt umfasst ein Gesamtbudget von 4,27 Millionen Euro und wird noch bis Ende 2018 durch das EU-Programm „INTERREG Deutschland-Danmark" gefördert. Unter der Leitung des Universitätsklinikums Sjælland im dänischen Næstved kooperieren zehn deutsche und dänische Projektpartner.
Test von innovativen Medizinprodukten
„Um neue Techniken und Methoden in der Krebsbehandlung zu erproben und schneller international verfügbar zu machen, haben wir unter anderem ein deutsch-dänisches Testzentrum für Medizinprodukte eingerichtet“, sagt Prof. Rades, der den Zugang zum Testzentrum auf deutscher Seite betreut. „Es ist geplant, zunächst vier kleinen oder mittleren Unternehmen die Teilnahme am Testzentrum zu ermöglichen.“
Eines dieser Unternehmen ist Cortrium mit Sitz in Kopenhagen. Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Test am Universitätsklinikum in Næstved wird Cortriums C3-Gerät zur Messung von Vitalparametern aktuell an der Klinik für Strahlentherapie erprobt. Gemessen werden Atem- und Herzfrequenz sowie Körperoberflächentemperatur durch ein kleines Gerät am Brustkorb des Patienten. Die Werte werden anschließend für das Pflegepersonal auf einem Tablet-PC angezeigt.
Der Test wird in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit dem University College Sjælland, der Design School Kolding und dem Bereich Produktion, Forschung und Innovation der Region Sjælland durchgeführt und soll wichtige Erkenntnisse für den Hersteller Cortrium liefern, um das Gerät weiterzuentwickeln.
Entwicklung von kürzeren und schonenderen Behandlungsmethoden
Ein weiterer Teil der Projektaktivitäten umfasst die Durchführung grenzüberschreitender klinischer Studien, um kürzere und schonendere Behandlungsmethoden für die häufigsten Krebsarten zu entwickeln. Nach intensiven Vorbereitungen startete zunächst an der Klinik für Strahlentherapie in Lübeck der Test eines neuartigen Wundverbandes, um Hautreaktionen vorzubeugen, die im Rahmen einer Bestrahlung von Kopf-Hals-Tumoren auftreten können.
Bei einer weiteren Studie gehen die behandelnden Ärzte und Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Dr. Rades der Frage nach, wie sich mittels Hochpräzisionsbestrahlung die Behandlungszeit für Patienten mit Wirbelkörpermetastasen verkürzen lässt. Ebenfalls in deutsch-dänischer Kooperation sollen die Behandlungsergebnisse bei hochsitzendem Mastdarmkrebs analysiert werden.
Dokumentation und Analyse der Qualität der Krebsbehandlung
Um das Krebsgeschehen auch grenzübergreifend besser zu dokumentieren, bauen das Institut für Krebsepidemiologie e.V. an der Universität zu Lübeck und die Dänische Krebsgesellschaft im Rahmen des Projektes eine gemeinsame Datenbank für die häufigsten Krebsarten auf. „Der Vorteil der deutsch-dänischen Zusammenarbeit liegt ganz klar in der deutlich größeren Anzahl von registrierten Patientinnen und Patienten und einer größeren Datenbasis. Diese klinisch-epidemiologische Datenbasis wird Vergleiche von Überlebenswahrscheinlichkeiten nach verschiedenen Therapieoptionen ermöglichen und somit zu Qualitätsverbesserungen in der Versorgung in den Programmregionen beitragen“, so Prof. Dr. med. Alexander Katalinic, Direktor des Instituts für Krebsepidemiologie e. V.
Internationales Interesse an grenzüberschreitender Krebsforschung
Großes Interesse an der deutsch-dänischen Zusammenarbeit zeigte auch eine Delegation von Wissenschaftlern der Hai Phong University of Medicine and Pharmacy, Vietnam, bei ihrem Besuch in der Klinik für Strahlentherapie der Universität Lübeck im Sommer 2016. Gemeinsam mit ihrem Gastgeber Prof. Dr. Dirk Rades, der im selben Jahr mit einer Ehrenprofessur der Partneruniversität in Vietnam ausgezeichnet wurde, und dem leitenden Physiker Dr. Florian Cremers reisten Prof. Pham Van Thuc, Präsident der Universität, und Prof. Nguyễn Lam Hoà, Direktor des Hai Phong Krebszentrums, nach Næstved, um sich dort unter anderem mit Dr. Niels Henrik Holländer, Arzt am Sjælland Universitätshospital Næstved und Projektleiter von InnoCan, auszutauschen.
Hintergrund
Neben der Klinik für Strahlentherapie am Campus Lübeck und dem Institut für Krebsepidemiologie e. V. beteiligt sich die Klinik für Strahlentherapie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel an „InnoCan“. Projektpartner auf dänischer Seite sind die Universitätskliniken in Næstved und Odense, die Dänische Krebsgesellschaft, das University College Zealand, die Design School Kolding, die Region Sjælland und die Firma Cortrium. Als Netzwerkpartner agieren die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig Holstein GmbH, Life Science Nord sowie Philips (Holland) und Welfare Tech (Dänemark).
Das Programm „INTERREG Deutschland-Danmark“ wird mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert. Es soll die grenzübergreifende Zusammenarbeit in einer Region unterstützen, in der etwa 3,6 Millionen Menschen leben. Die Programmregion umfasst auf deutscher Seite die Kreise Nordfriesland, Ostholstein, Plön, Rendsburg-Eckernförde und Schleswig-Flensburg sowie die Städte Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster. Auf dänischer Seite umfasst sie die Regionen Süddänemark und Seeland.
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