Website
Aktuelles
Samstag, 06.07.2019

Forschung

David Marsden Award 2019 für Dr. Anne Weißbach

Dr. Anne Weißbach

Erfolgreiche Forschung zu neurologischen Bewegungsstörungen

Dr. med. Anne Weißbach aus dem Institut für Neurogenetik der Universität zu Lübeck wird für ihre Forschung mit dem David Marsden Award 2019 der europäischen Dystoniegesellschaft Dystonia Europe ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird ihr am 6. Juli im Rahmen der Dystonia Days in London verliehen.

Dr. Weißbach forscht zu neurologischen Bewegungsstörungen, die durch eine einzelne genetische Veränderung im Erbgut der Patienten entstehen (monogene Dystonien). Bei diesen Erkrankungen kommt es meist zu unwillkürlichen Muskelkontraktionen, die zu repetitiven, abnormen Bewegungen führen. Dr. Weißbach untersucht dabei insbesondere neuronale Veränderungen in den motorischen Netzwerken des Gehirns und die daraus resultierenden klinischen Symptome. Dies geschieht mit einer nicht-invasiven, für den menschlichen Körper ungefährlichen Hirnstimulationstechnik, der transkraniellen Magnetstimulation.

In den vergangenen acht Jahren konnte sie damit an der Universität zu Lübeck und der Universität von Toronto, Kanada, auffällige Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Hirnarealen, die für die korrekte Planung und das gleichmäßige Ausübung von Bewegungen wichtig sind, identifizieren. In Folgestudien untersuchte sie die Auswirkung unterschiedlicher Therapieoptionen zum Beispiel durch den Einsatz neuronaler Botenstoffen wie Dopamin, von Substanzen, die Neurotransmitter freisetzen, oder auch die neurochirurgische Tiefe Hirnstimulation (sogenannter Hirnschrittmacher) auf diese pathologisch veränderten Interaktionen der motorischen Hirnareale. Sie konnte dabei eine zum Teil deutliche Verbesserung dieses Zusammenspiels feststellen. Monogenetische Dystonien können danach als eine Modellerkrankung für sogenannte idiopathische Krankheitsbilder verstanden werden, deren Ursache bislang unklar ist. Deren Pathophysiologie lässt sich damit weiter aufklären.

Für ihre Forschung erhält Dr. Weißbach unter anderem Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (436.000 Euro in der Förderperiode 2020-2023) und der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (215.000 Euro in der Förderperiode 2018-2020). Seit 2018 hat sie ein Edmond J. Safra Stipendium für Bewegungsstörungen der Michael J. Fox-Foundation.

Der seit 2003 alle zwei Jahre verliehene Preis der Dystonia Europe trägt seinen Namen nach David Marsden (1938-1998), einem der in seiner Zeit führenden europäischen Neurologen. Der Marsden Award soll die Forschung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern auf dem Gebiet der neurologischen Bewegungsstörungen fördern.

Anne Weißbach, 1984 geboren, studierte Medizin in Lübeck. Sie promovierte 2009 mit einer Arbeit zu “Molekulargenetischen Untersuchungen bei neurologischen Bewegungsstörungen”. Seit 2018 ist sie Fachärztin für Neurologie und ärztliche und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Neurogenetik (Direktorin Prof. Dr. Christine Klein) in der Abteilung „Bewegungsstörungen und Neuropsychiatrie bei Kindern und Erwachsenen“ bei Prof. Dr. Alexander Münchau und Prof. Dr. Tobias Bäumer.