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Freitag, 06.07.2001

importierte Nachrichten

Bundespräsident Rau begrüßt DAAD-Stipendiaten aus aller Welt

Treffen von 500 Stipendiaten und Stipendiatinnen aus 75 Nationen an der Medizinischen Universität

Etwa 500 ausländische Stipendiatinnen und Stipendiaten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) aus 75 Nationen der Welt treffen sich vom 6. bis zum 8. Juli 2001 an der Medizinischen Universität zu Lübeck.

Bei der Eröffnungsfeier am Freitag richten neben der Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein, Heide Simonis, und dem Pastor der St. Petri Kirche, Günter Harig, auch Professor Dr. Hans Arnold, Rektor der Medizinischen Universität zu Lübeck, und Professor Dr. Theodor Berchem, Präsident des DAAD, Grußworte an die Stipendiaten und Stipendiatinnen. Alexander Thein, DAAD Stipendiat aus den USA, heißt seine Kommilitonen als Vertreter der Stipendiatenwillkommen. Als Höhepunkt des Treffens spricht der Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Dr. h.c. Johannes Rau, zu den Gästen aus aller Welt.

Die internationalen Gäste halten sich zur Zeit an Hochschulen in Norddeutschland zur Promotion auf. Sie haben in der Regel in ihrem Heimatland bereits ein Studium absolviert. Die größten Teilnehmergruppen kommen aus Asien mit 21% und Lateinamerika mit 17%. Fachspezifisch bilden die Ingenieure und Naturwissenschaftler mit 48% die größte Gruppe. Die Begegnung bietet den Gästen die Möglichkeit, untereinander Kontakte zu knüpfen und sich über die Erfahrungen während ihres Deutschlandaufenthaltes auszutauschen.

Die Medizinische Universität zu Lübeck präsentiert sich den Gästen aus aller Welt am Sonnabend, dem 7. Juli, mit Forschungsschwerpunkten aus der Informatik, der Molekularen Biotechnologie und der Medizin- und Wissenschaftsgeschichte. Prof. Dr.-Ing. Til Aach, Direktor des Instituts für Signalverarbeitung und Prozessrechentechnik der MUL, spricht über "Blind Spot and Black Holes - Vision Defects in Man and Machine" (Hörsaal Z 1/2). Prof. Dr. Thomas Peters, Direktor des Instituts für Chemie der MUL, hält einen Vortrag über "Drug Design for the Millenium" (Hörsaal V2). Prof. Dr. Volker Roelcke, Institut für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte der MUL, referiert zum Thema "Wissenschaft und Menschenwürde - Zur Geschichte und Ethik des Humanexperimentes im 20. Jahrhundert" (Hörsaal V1). Die Vorträge finden parallel von 11.15 bis 12.15 Uhr statt.

An der Lübecker Universität forschen und arbeiten zur Zeit DAAD-Stipendiaten aus Ungarn, Guatemala und Vietnam. Tamas Buban von der Medizinischen Universität Debrecen, Ungarn, führt bei Prof. Dr. med. Rainer Broll in der Klinik für Chirurgie Laborforschungen zum Projekt "Mutationsdetektionen beim Proliferationsmarker KE-67-Antigen" durch. Ruddy Estuardo Rivera Lara von der Universidad de San Carlos de Guatemala absolviert bei Prof. Dr. med. Wolfgang L. Gross, Poliklinik für Rheumatologie des Uniklinikums Lübeck und Rheumaklinik Bad Bramstedt, ein klinisches Praktikum zur Fortbildung in der Rheumatologie. Dr. Nguyen Dang Doi von der Universität Hue, Vietnam, hospitiert bei Priv.-Doz. Dr. med. Walter Sigge in der Lübecker Klinik für Kinderchirurgie.

Im Laufe dieses Jahres werden weiterhin Stipendiaten aus Zhejiang, China, und Sofia, Bulgarien, zu Forschungsaufenthalten an der MUL eintreffen. Sie arbeiten in Lübeck zu Fragen der Informatik und der Kernphysik.

 

Die Wissenschaft ist dem Nutzen aller verpflichtet

Grußwort des Rektors der Medizinischen Universität zu Lübeck, Prof. Dr. med. Hans Arnold, zum DAAD-Stipendiatentreffen in Lübeck.

"Herr Bundespräsident, Frau Ministerpräsidentin, Herr Kollege Berchem, liebe Stipendiatinnen, Stipendiaten und Alumni des DAAD, meine Damen und Herren,

die Medizinische Universität zu Lübeck heißt Sie herzlich willkommen an dieser historischen Stätte der Begegnung. Herr Pastor Harig hat Ihnen St. Petri vorgestellt. Ihm danke ich mit besonderem Gruß der Universität dafür, dass wir heute hier Gäste sein dürfen.

Unsere Universität ist jung, erst 37 Jahre alt. Sie ist klein und übersichtlich. Sie präsentiert sich in Studium und Forschung an der Schnittstelle von Medizin, Naturwissenschaften und Technik mit klarem Profil. Hier studieren etwa 2300 Studenten Medizin, Informatik, Molekulare Biotechnologie und demnächst auch "Computational Life Science". Für weitere 650 Studierende sind wir das Schleswig-Holsteinische Studienzentrum der Fern-Universität Hagen.

Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät sind Entzündungsprozesse im menschlichen Körper, dabei auch Veränderungen an Zellmembranen bis hinab zu molekularer und atomarer Größenordnung, Erkrankungen des Herzens sowie Techniken der Mikrochirurgie. Die Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät betreibt molekulare Wirkstoffforschung und entwickelt paralleles und verteiltes Rechnen und medizinische Bildverarbeitung.

Mit der Universität kooperieren das Forschungsinstitut in Borstel, die Fachhochschule Lübeck, das Laserzentrum Lübeck und zahlreiche Lehrkrankenhäuser in Schleswig-Holstein. Hinzu kommen im Jahr 2002 Master-Studiengänge an einer Internationalen Schule für Neue Medien in englischer Sprache. Unsere internationalen Partner mit aktivem und wissenschaftlich lebendigem Austausch sind die Universitäten in Bergen/Norwegen, Tartu/Estland, Zhejiang/China und Makerere/Uganda.

Meine Damen und Herren, Wissenschaft wird zu Recht für eine der größten menschlichen Leistungen gehalten. Das organische Substrat der Wissenschaft, das menschliche Gehirn, ist Resultat von 3,5 Milliarden Jahren Evolution. Es ist die komplizierteste, komplexeste und potenteste Struktur im uns bekannten Weltraum. Es ist unglaublich trainierbar, selbst im Alter. Jedoch auch die genialsten und fleißigsten unter uns, also Sie alle, nutzen seine Potenz nur zum Teil. Computer sind dem Hirn in Teilbereichen überlegen, zum Beispiel in der Geschwindigkeit der Kommunikation. Dank der Computer sind heute Tausende von Wissenschaftlerhirnen miteinander vernetzt. Wissen wird nahezu täglich leichter zugänglich. Aber noch schneller wächst es auch. So ist lebenslanges Lernen nötig.

Wissenschaft trägt wesentlich zu unserem Reichtum und unserer Gesundheit bei. Noch nie in der Geschichte der Menschheit waren die Chancen auf ein langes Leben in Gesundheit so hoch wie für die in den modernen Gesellschaften der sogenannten "Ersten Welt‘ lebenden Menschen.

Wohlstand und Gesundheit der Menschen der "Dritten Welt‘ sind aber immer weiter hinter der "Ersten Welt‘ zurückgeblieben. Kürzlich arbeitete ich mit Unterstützung des DAAD in Uganda an der Universitätsklinik als Hirnchirurg. Die Ausstattung war der vergleichbar, die ich 1962 in der damaligen DDR benutzte. Uganda zahlte noch 1998 sechsmal so viel Zinsen an die "Erste Welt‘, wie es für sein Gesundheitswesen ausgeben konnte. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 45 Jahre. Ein Klinikum, wenig größer als das in Lübeck, versorgt 20 Millionen Menschen.

Selbstverständlich ist das Gesundheitswesen der "Dritten Welt‘ nicht Hauptaufgabe des DAAD. Es ist aber sinnvoll, unser Wissen vor Ort für akademische und praktische Förderung einzusetzen und gleichzeitig Stipendien für ausländische Nachwuchseliten an deutschen Universitäten auszuloben. Es geht darum, mit den Ressourcen und dem segensreichen Wirken des DAAD das beste zu erreichen und schrittweise aufzubauen. Wohlstand verpflichtet. Wir wollen danach handeln.

Die Lübecker Universität begrüßt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DAAD und seine Stipendiatinnen, Stipendiaten und Alumni aus aller Welt mit großer Freude. Sie wird sich alle Mühe geben, ein guter Gastgeber zu sein. Und sie wünscht Ihnen, dass Sie Zeit finden werden, auch die Schönheiten der Hansestadt Lübeck und ihrer Umgebung zu genießen."