Lübecker Krebsforscher plädiert für Seriosität in der Bewertung des Mammographie-Screening
„Warten, bis man den Brustkrebs spürt, und dann erst zum Arzt - das ist keine Option“, stellt Prof. Alexander Katalinic klar. Der Wissenschaftler vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein warnt vor voreiligen Schlüssen aus selektierten Studien und zeigt die Konsequenzen für das Mammographie-Screening-Programm auf.
„Je früher ein Brustkrebs erkannt wird, umso besser ist die Prognose, umso schonender ist die Therapie. Ist der Brustkrebs bei Entdeckung kleiner als zwei Zentimeter, leben nach zehn Jahren noch über 95 Prozent der betroffenen Frauen. Hat der Tumor erst in den Körper gestreut, sind es nur noch 12 Prozent. „Diese Erkenntnis ist nicht neu und lässt sich jedem Lehrbuch der Frauenheilkunde entnehmen“, betont Katalinic. Den Brustkrebs in einem frühen und damit günstigen Stadium zu erwischen, gelingt nur mit systematischer Früherkennung. Das Mammographie-Screening ist hier die Methode der Wahl.
Die aktuelle Diskussion, ob das Mammographie-Screening nicht sogar überflüssig sei, ist aus Sicht von Katalinic kontraproduktiv: „Bei der ganzen Diskussion sollte man im Auge behalten, dass die Kritiker ihre Aussagen im Wesentlichen auf ausgewählte negative Studien zum Mammographie-Screening stützen, die zur Aussage kommen, ein Rückgang der Brustkrebssterblichkeit sei nicht zu beobachten.“
Dabei blieben laut Katalinic folgende Aspekte unerwähnt:
Diesen Argumenten folgend, sei eine faire Bewertung des deutschen Mammographie-Screening-Programms, das erst 2005 begonnen hat, noch gar nicht möglich. Das Programm ist langfristig wissenschaftlich eng zu begleiten und die Ergebnisse der vom Bundesamt für Strahlenschutz initiierten Evaluation der Brustkrebssterblichkeit abzuwarten.
„Forderungen, heute das Mammographie-Screening abzuschaffen, sind sachlich und fachlich nicht tragbar und kommen den Bedürfnissen der Frauen in der Brustkrebsfrüherkennung nicht entgegen“, hält der Epidemiologe Katalinic fest. „Alternativen zum Mammographie-Screening werden von den Kritikern nicht genannt, und zwar auch deshalb, weil es keine gibt. Die Alternative, keine Brustkrebsfrüherkennung mehr zu betreiben, ist keine.“
Das Mammographie-Screening sollte aus Sicht von Katalinic aber noch weiter verbessert werden. Insbesondere die Aufklärung über das Screening, über die bekannten Nebenwirkungen und die zu erwartenden Effekte könnten im Schulterschluss beispielweise mit der Selbsthilfe optimiert werden.
für die Ukraine