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Donnerstag, 15.09.2005

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BIP 2005 - Blick-basierte Kommunikation

Internationaler Workshop zur Bioanalogen Informationsverarbeitung in Lübeck

Blick-basierte Kommunikation und neue Verfahren der Informationsver-arbeitung auf der Grundlage neurokognitiver Modellierung (ModKog) sind das Thema des internationalen Workshops "Bioinspired Information Pro-cessing" (BIP 2005), der vom 20. bis 22. September an der Universität zu Lübeck stattfindet. Die Leitung des Workshops liegt beim Lübecker Institut für Neuro- und Bioinformatik (INB).

Das weltweit einmalige Verfahren, das mit Computer- und Videotechnologien umgesetzt werden soll, entsteht im Rahmen eines BMBF-Verbundprojektes, an dem zahlreiche Großforschungseinrichtungen in Deutschland beteiligt sind. Die Lübecker Aktivitäten werden mit rund 500.000 Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert.Neuro- und Bioinformatiker in Lübeck arbeiten an "Kommunikationssystemen der Zukunft", mit denen die Aufmerksamkeit des Betrachters ganz gezielt gelenkt wird. "Wir entwickeln eine Methode, die den Blick des Betrachters unbewusst tatsächlich immer dahin lenkt, wo wichtige Bildinformationen liegen", erläutert Institutsleiter Prof. Dr. Thomas Martinetz.Der visuelle Eindruck, den wir von unserer Umwelt haben, ist in vielerlei Hinsicht eine Täuschung. Von unserer visuellen Umgebung nehmen wir wesentlich weniger bewusst wahr, als wir denken. Deshalb sollte, so die Vorstellung der Lübecker Informatiker, hier mit technologischer Hilfe unterstützend eingegriffen werden. "Über die Technik wollen wir besseres Sehen ermöglichen", sagt Dr. Erhardt Barth, Leiter des Lübecker Projektes.

Voraussetzung hierfür sind leistungsstarke Computer zur schnellen Bildverarbeitung und ein so genanntes Eye-Tracking-System. Hiermit lässt sich per Infrarotlicht (reflektiert im Auge) und Videokamera (nimmt Pupille ins Visier) die Blickrichtung bestimmen. Barth: "Solche Eye-Tracking-Systeme gibt es bereits seit einigen Jahren. Sie werden ständig fortentwickelt und demzufolge auch immer kleiner und robuster."

In Bruchteilen von Sekunden berechnet nun der Computer, in welche Richtung der Proband schaut. Die Rechner am Lübecker Informatik-Institut tasten 240 Mal in der Sekunde die Pupille ab und passen das am Bildschirm angezeigte Bild entsprechend an, mit kaum wahrzunehmender Verzögerung. Das Foto oben zeigt den am Lübecker Institut für Neuro- und Bioinformatik entwickelten Prototyp der "intelligenten Brille" - in Zukunft werden Systeme zur Messung der Blickrichtung sowie kleine Displays zur Informationsdarstellung in ein normales Brillengestell integriert werden können.

Auf der Basis solcher Systeme wurden am INB neuartige Ansätze zur Mensch-Maschine-Kommunikation entwickelt. Die Projektpartner untersuchten darüber hinaus u.a. die neurologischen Grundlagen von Aufmerksamkeitsprozessen und der Kontrolle von Augenbewegungen.

Auf dem jetzt stattfindenden Workshop sollen die Ergebnisse des Projektes ModKog vorgestellt und diskutiert werden. Dazu wurden internationale Experten eingeladen, die in Vorträgen auch ihre eigenen Arbeiten aus verwandten Bereichen darstellen werden. Darüber hinaus werden etwa fünfzig Teilnehmer aus Deutschland, Schweden, Belgien, Frankreich, Argentinien und den USA erwartet. Sie kommen aus den verschiedensten Disziplinen wie Informatik, Psychologie, Medizin sowie Ingenieurswissenschaften, und auch Vertreter der Wirtschaft werden teilnehmen.

Weitere Informationen und das vollständige Programm des Workshops sind im Internet unter www.inb.uni-luebeck.de/bip2005/ zu finden.

Der Lübecker Prototyp der "intelligenten Brille"

Der Lübecker Prototyp der "intelligenten Brille"

Dr. Erhardt Barth

Dr. Erhardt Barth