Lübecker SARS-EU-Projekt tagt in Hangzhou, China
Entscheidende Fortschritte in der SARS-Diagnostik und bei der Entdeckung von Wirkstoffen mit Anti-SARS-Effekt wurden auf der Jahrestagung des "Sino-European Project on SARS Diagnostics and Antivirals" (SEPSDA) am 17. und 18. Juni 2005 in Hangzhou, China, vorgestellt. Gastgeber der Tagung war Prof. Dr. Rolf Hilgenfeld, Direktor des Instituts für Biochemie der Universität zu Lübeck, örtlicher Organisator Prof. Huanming Yang vom Beijing Genomics Institute. Die Tagungsergebnisse werden im Jahresbericht der SEPSDA an die EU-Kommission enthalten sein.
Obwohl es seit April 2004 keine Erkrankungen an der lebensbedrohenden Lungenerkrankung SARS mehr gab, arbeitet die Forschung intensiv an der Aufklärung des Infektionsmechanismus des SARS-Coronavirus. Schließlich möchte man von einem eventuellen Wiederausbruch der Krankheit nicht genauso hilflos und ohne antivirale Medikamente überrascht werden wie von der SARS-Epidemie des Jahres 2003. Damals erkrankten innerhalb weniger Wochen etwa 8500 Menschen vor allem in China, Singapur und Kanada an der hochansteckenden Seuche, 800 erlagen ihr.
Bei der Erforschung des Virus spielt das Institut für Biochemie der Universität zu Lübeck unter der Leitung von Prof. Dr. Rolf Hilgenfeld international eine führende Rolle. Bereits etwa sechs Wochen nach Beginn des Ausbruchs 2003 hatte Hilgenfelds Team die Struktur eines wichtigen viralen Schlüsselenzyms aufgeklärt und einen ersten Hemmstoff vorgeschlagen, der sich in mit dem SARS-Virus infizierten Affenzellen tatsächlich als wirksam erwies.
Aufgrund dieses Erfolges werden die Arbeiten des Lübecker Forschers von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem chinesischen Naturwissenschaftlichen Fonds und der Europäischen Kommission gefördert. Allein von der EU fließen seit Ende 2004 eine Million Euro in das Lübecker Institut.
Noch während des SARS-Ausbruchs reiste Prof. Hilgenfeld im Mai 2003 nach China, um eine Zusammenarbeit mit chinesischen Kollegen bei der Bekämpfung des Virus zu beginnen. Die Mitglieder des daraus resultierenden und von der EU finanzierten "Sino-European Project on SARS Diagnostics and Antivirals" (SEPSDA), Forscher aus China, Dänemark, Polen und Deutschland, trafen sich jetzt zu ihrer Jahrestagung in Hangzhou (China).
Aus Lübeck war neben der Universität auch die Firma Euroummun AG mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Dr. Winfried Stöcker vertreten. Euroimmun hatte nach Ausbruch der Epidemie den ersten auf Antikörpern basierenden SARS-Test auf den Markt gebracht. Auch heute noch wird in der Firma an dem Thema gearbeitet, wobei es in erster Linie um die Entwicklung von Methoden zur schnellen Unterscheidung zwischen SARS und anderen Lungeninfektionen, also um die sogenannte Differentialdiagnostik, geht.
Bei der Tagung in Hangzhou wurde über entscheidende Fortschritte in der SARS-Diagnostik und bei der Entdeckung von Wirkstoffen mit Anti-SARS-Effekt berichtet. So hat man bereits die Strukturen von sechs verschiedenen Proteinen des Virus aufgeklärt und 15 Leitverbindungen mit Anti-SARS-Wirkung entdeckt, darunter eine aus dem reichhaltigen Fundus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die wirksamsten dieser Moleküle sollen durch chemische Modifikation weiter verbessert und im Falle eines erneuten Ausbruchs der pharmazeutischen Industrie oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur klinischen Prüfung übergeben werden.
Die Voraussetzungen, vom nächsten SARS-Ausbruch nicht wieder "eiskalt erwischt" zu werden, sind also gut.
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