Aufbau eines umfangreichen Gedächtnisspeichers für das Gebiet der Allgemeinmedizin - Ein Fundus für medizinhistorische und aktuelle Forschung
In Lübeck entsteht ein Archiv der Deutschsprachigen Allgemeinmedizin (ADAM). Es wurde erstmals auf dem 27. Nordic Medical History Congress am 24. Mai in Kopenhagen vorgestellt. Die Ziele und die Forschungsagenda des Archivs wurden dort einem internationalen Fachpublikum und der Hausärzteschaft erläutert.
Das Sammelgebiet umfasst einschlägige Originaldokumente und Primärquellen zur Geschichte der Allgemeinmedizin im deutschsprachigen Raum wie zum Beispiel Korrespondenzen und Sitzungsprotokolle nationaler und internationaler allgemeinmedizinischer Fachgesellschaften und Verbände, Vorarbeiten und Dokumente zur Entstehung allgemeinmedizinischer Fachbücher, Briefwechsel und Aufzeichnungen von Pionieren des Fachgebietes sowie Doktorarbeiten und Habilitationsschriften aus der Allgemeinmedizin. Gefördert wird der Aufbau des Archivs zunächst mit Mitteln der Stiftung Perspektive Hausarzt des Deutschen Hausärzteverbands.
Professionalisierung der Allgemeinmedizin in den letzten 70 Jahren
Das Archiv der Deutschsprachigen Allgemeinmedizin dient der Sicherung, dauerhaften Erhaltung und Nutzbarmachung sowie der wissenschaftliche Aufarbeitung von originalen Dokumenten, welche den Weg der Professionalisierung der Allgemeinmedizin in Deutschland (Ost und West), Österreich und der Schweiz in den letzten 70 Jahren belegen. So befinden sich derzeit schon Unterlagen der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin aus der Zeit der Wiedervereinigung in Lübeck.
Aktuell bearbeitet eine Doktorandin die Professionalisierung der Allgemeinmedizin in den Jahren 1985 bis 1995 in Ost und West. Hierfür sollen einerseits Interviews mit Zeitzeugen und andererseits Materialien aus dem Archiv ausgewertet werden. Die Arbeit der Medizinstudentin wird von Prof. Dr. med. Jost Steinhäuser, Allgemeinarzt und Direktor des Lübecker Instituts für Allgemeinmedizin, und Prof. Dr. med. Cornelius Borck, Direktor des Instituts für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck, betreut.
Zukünftige Themen können zum Beispiel eine vergleichende Analyse der Professionalisierung der Allgemeinmedizin in der Schweiz, Österreich und Deutschland oder das Wirken bedeutender Protagonisten des Fachgebiets sein.
Lübeck ist ein idealer Standort für das Archiv
Prof. Dr. med. Frank H. Mader, Allgemeinarzt aus Nittendorf / Bayern, ist Ideengeber für das Archiv. Er verfolgt als Medizinjournalist seit seiner Studentenzeit 1965 die Entwicklung der Allgemeinmedizin. In Lübeck fand er 2018 mit Prof. Jost Steinhäuser als Projektleiter und Prof. Cornelius Borck als wissenschaftlichem Berater eine ideale Kombination, um ADAM ins Leben zu rufen. Für den Beirat konnten Prof. Vittoria Braun, Berlin, und Prof. Mader selbst gewonnen werden.
Das Archiv der Deutschsprachigen Allgemeinmedizin befindet sich in den Räumen des Lübecker Instituts für Allgemeinmedizin. Zunächst wird vor allem der Zugang für wissenschaftliche Fragestellungen direkt vor Ort ermöglicht. Besonders wertvolle Materialien sollen zukünftig digitalisiert werden und so einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt werden. Printmedien wie Bücher oder Zeitschriften werden über die Universitätsbibliothek zugänglich gemacht.
Das Archiv sucht weiterhin Originaldokumente und Primärquellen zur Geschichte der Allgemeinmedizin, in besonderen Fällen auch in Form von Fotografien, elektronischen Aufzeichnungen und Tonaufnahmen.
ADAM ist im Internet unter https://www.uksh.de/allgemeinmedizin-luebeck/ADAM.html zu finden. Die Präsenz wird ausgebaut.
Kontakt für alle Fragen rund um ADAM, die Abgabe von Material oder Anfragen wegen einer Forschungsfrage:
Claudia Steinhäuser
Archiv der Deutschsprachigen Allgemeinmedizin
Institut für Allgemeinmedizin, Campus Lübeck
Ratzeburger Allee 160 | Haus 50
23538 Lübeck
Tel. 0451 3101-8015
Fax 0451 3101-8004
claudia.steinhaeuser@uni-luebeck.de
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