Der Lübecker Mikrobiologe Prof. Werner Solbach macht auf die besorgniserregende Zunahme der resistenten Infektionserreger aufmerksam
Infektionskrankheiten zählen zu den zehn häufigsten und weltweit zunehmenden Todesursachen. Weltwirtschaftsführer schätzen die Ausbreitung von Seuchen als hohes Risiko mit lang anhaltenden Folgen für die Wirtschaft und den sozialen Zusammenhalt ein. In den letzten Jahren nehmen Infektionen mit Erregern zu, die zunehmend resistent gegen die Wirkung der noch verfügbaren Antibiotika sind. Gleichzeitig ist die Entwicklungspipeline für neue Antibiotika weitgehend versiegt. Die Gefahr des Rückfalls in die Vor-Antibiotika Ära nimmt zu.
Dies betont Prof. Dr. med. Werner Solbach, Medizinischer Mikrobiologe an der Universität zu Lübeck und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, auf einem Diskussionsabend der Akademie der Wissenschaften in Hamburg am 8. Juli 2015 (19 - 21 Uhr, Erika-Haus im Universitätsklinikum Eppendorf). Zusammen mit Prof. Dr. med. Ansgar Lohse, Internist am Universitätsklinikum Eppendorf, Prof. Dr. Carsten Clausen, Leiter des Fraunhofer IME-ScreeningPort Hamburg und Dr. Hinrich Habeck, Geschäftsführer von Life Science Nord, beleuchtet er in der Veranstaltung, wie es um die Antibiotika-Forschung in Deutschland steht und wie die Entwicklung neuer Antibiotika beschleunigt werden kann.
Weiterhin werden Möglichkeiten ausgelotet, wie die Wirksamkeit der jetzigen Antibiotika möglichst lange erhalten werden kann. Antibiotika könnten etwa als schutzwürdiges Allgemeingut „unter Naturschutz” gestellt werden und dürften nur noch verordnet werden, wenn es wirklich nötig ist. „Dies wäre ein sinnvoller Schritt, um die Situation zu beherrschen, bevor auch in Deutschland aus einzelnen Glutnestern ein Flächenbrand entsteht“, sagt Werner Solbach. „Wir stellen in unserem Patientengut seit drei Jahren eine besorgniserregende Zunahme der Antibiotika-resistenten Infektionserreger fest“.
für die Ukraine