Neues Anonymisierungsnetzwerk adressiert drängende Herausforderungen in der Medizin und Informatik
Die Menge an verfügbaren sensiblen medizinisch-relevanten Daten wächst rasant. Mithilfe Maschineller Lernverfahren (sog. KI-Techniken) können große Datenmengen immer effektiver verarbeitet werden. Aber wie kann dabei die Anonymität der hinter diesen Datenmengen stehenden Patientinnen und Patienten gewahrt werden? Obgleich die Forschung in den letzten Jahren für dieses Anonymisierungsproblem vielversprechende Fortschritte gemacht hat, sind aktuell bekannte Anonymisierungslösungen für die meisten medizinischen Anwendungen nicht nutzbar. Genau hier setzt AnoMed (https://anomed.de)als eines von bundesweit fünf Kompetenzclustern Anonymisierung an. Das AnoMed-Cluster soll als Katalysator für Anonymisierungsforschung auf medizinischen Anwendungen dienen und medizinischen Anwendern Gefahren von Deanonymisierung und Möglichkeiten von neuesten Anonymisierungstechniken aufzeigen.
Forschung mithilfe von praktischen Anwendungsszenarien
Hierfür wird eine Benchmark- und Test-Plattform mit einer Reihe an medizinischen Anwendungsszenarien aufgebaut, auf der Stakeholder weltweit mit medizinischen Daten und neuesten Ergebnissen der Anonymisierungsforschung, also sowohl Schutzmechanismen als auch Angriffen, interagieren können. Denn trotz der bekannten Schwächen für spezielle Anwendungskontexte sind in der Industrie und der medizinischen Forschung überholte Anonymisierungsdefinitionen weit verbreitet. Im Rahmen von AnoMed sollen vornehmlich öffentlich verfügbare Datensätze dazu genutzt werden Risiken aufzuzeigen. Anwender können so besser einschätzen, in welchen Anwendungskontexten diese Verfahren tatsächlich noch ausreichend sind und in welchen Situationen zuverlässigere Verfahren und Definitionen erforderlich werden. Auf diese Weise trägt AnoMed dazu bei, dass überholte Anonymisierungsmaße nicht unreflektiert in der Praxis verwendet werden. Zudem können neuartige Angriffe und erste Anonymisierungslösungen entworfen werden und rechtliche Anonymisierungsfragen untersucht werden.
Auch rechtliche Fragestellungen sollen mituntersucht werden
Auf diese Art und Weise soll ein kontinuierlicher Wettbewerb entstehen, aus dem eine stetig aktuelle Bestenliste kreiert werden kann. Um die rechtliche Relevanz der eingereichten und der selbst entwickelten Lösungen zu verstehen soll AnoMed zusätzlich rechtliche Fragestellungen direkt mituntersucht werden, wie etwa die Analyse und Interpretation der DSGVO-Bestimmungen zu Identifizierbarkeit, Anonymität und Pseudonymität von Daten als Grundlage zur laufenden Erörterung auf nationaler Ebene und Datenschutz durch Technikgestaltung. Das Cluster sorgt dafür, die Potenziale für Innovation und neue Behandlungsmethoden, die durch zuverlässige Anonymisierungstechniken ermöglicht werden, in die Medizin und die medizintechnische Industrie zu bringen und so Gesundheit und Wirtschaftswachstum in Deutschland und der EWR zu fördern.
Standortvorteil Lübeck
Lübeck bietet durch seine bereits bestehende Vernetzung von Forschung in den Bereichen Medizin, KI und Medizintechnik einen Standortvorteil. Von medizinischer und technologischer Forschung über die gesamte Medizintechnikkette bis zu Anwendern und Universitätsklinikum sind darüber hinaus alle relevanten Stakeholderinnen und Stakeholdern im Großraum Hamburg-Lübeck-Berlin gesammelt und vernetzt. Das Konsortium für dieses neuartige Projekt aus dem Bereich Grundlagenforschung besteht aus dem Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz, der EppData GbmH, Ingrano Solutions GmbH, Perfood GmbH, der UniTransferKlinik Lübeck GmbH, dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, der Universität Hamburg, dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, dem Fraunhofer IMTE und der Universität zu Lübeck, welche die Leitung des Projekts übernimmt. Das BMBF fördert dieses Verbund-Vorhaben mit insgesamt 10 Millionen Euro. Rund 5,5 Millionen Euro der Fördergelder fließen dabei direkt zu Forschungszwecken an die Universität zu Lübeck.
Ansprechpartner bei Rückfragen:
Prof. Dr. rer. nat. Esfandiar Mohammadi, wissenschaftlicher Leiter des Kompetenzclusters, Universität zu Lübeck, Ratzeburger Allee 160, 23562 Lübeck, Mail: esfandiar.mohammadi@uni-luebeck.de, Tel: +49 451 3101 6609, Fax: +49 451 3101 6604
für die Ukraine