Unterstützung des DAAD für das Programm "REACH-4-Moldova": Lübeck, Borstel und Chișinău kooperieren für eine bessere Ausbildung in der Lungenheilkunde
Eine Gruppe von Studierenden, Assistenzärzten und Wissenschaftlern der Universität zu Lübeck und des Forschungszentrums Borstel hat in der moldawischen Hauptstadt Chișinău an der „Academy for Respiratory Medicine“ teilgenommen. Vom 11. - 13. November 2015 führten sie dort zusammen mit den insgesamt 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern von der Staatlichen Universität für Medizin und Pharmazie (USMF) in Chișinău Kurse zur Lungenheilkunde (Pneumologie) und Intensivmedizin und zur Pneumologischen Infektiologie und Evidenz-basierten Medizin durch.
In den gut ausgestatteten Übungsräumen (Skills Lab) der USMF hatten sie Gelegenheit, an verschiedenen Stationen praktische Techniken der Pneumologie wie Bronchoskopie, nicht-invasive Beatmung, Lungenfunktion und Notfallmanagement an Phantomen kennenzulernen. In Workshops erarbeiteten sie sich Techniken zur kritischen Beurteilung diagnostischer und therapeutischer Studien. Junge Teilnehmer präsentierten Vorträge zu den aktuellen klinischen Standards (state of the art) - für viele der erste Vortrag in englischer Sprache und vor größerem Publikum.
Die Leitung der deutschen Gruppe hatte Prof. Dr. med. Dr. h.c. Christoph Lange, Universität zu Lübeck und Forschungszentrum Borstel. An der USMF wurde sie vom Rektor der Universität, Prof. Ion Ababii, offiziell empfangen. Die Mentorenschaft der Academy wurde aus der Klinik für Anästhesiologie und Notfallmedizin, dem Institut für Sozialmedizin und Notfallmedizin und dem Lehrstuhl International Health / Infectious Diseases der Universität zu Lübeck und aus dem Bereich Klinische Infektiologie am Forschungszentrum Borstel gestellt.
Die Universität Lübeck und das Forschungszentrum Borstel engagieren sich gemeinsam mit der Staatlichen Universität in Chișinău für eine Curriculum-Reform auf dem Gebiet der Pneumologie, um dieses Fach attraktiver zu gestalten. In Osteuropa wird die Pneumologie noch immer stark mit der Tuberkulose verknüpft; für die Ärztinnen und Ärzte bietet diese Spezialisierung allein keine Perspektive. Die Initiative „REACH-4-Moldova“ vermittelt die vielen weiteren Aspekte der Lungenheilkunde, die neben der Tuberkulose auch in Moldawien existieren und das Fachgebiet interessant machen. Das Programm wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) für vier Jahre unterstützt.
Neben einem bilateralen Austausch von Studenten und Dozenten organisiert die Universität zu Lübeck einmal im Jahr thematische Symposien zu aktuellen Themen der Pneumologie an der USMF. Das Symposium zu „Emerging drug-resistance in respiratory pathogens“ in Chișinău im Sommer 2015 war mit mehr als 250 nationalen und internationalen Teilnehmern hervorragend besucht.
Moldawien ist das ärmste Land in Europa. Ärztinnen und Ärzte erhalten ein Einstiegsgehalt von weniger als 200 Euro im Monat und können ohne nebenberufliche Tätigkeiten das Lebensminimum nicht sichern. Direktzahlungen der Patienten haben einen großen Anteil an der Finanzierung von Leistungen im Gesundheitssektor. Viele Medizinstudenten und junge Ärztinnen und Ärzte sind in den vergangenen Jahren emigriert oder möchten das Land verlassen. Dadurch wird die Situation für diejenigen, die bleiben wollen, nicht einfacher.
Prof. Christoph Lange hielt im Anschluss an den Moldawien-Besuch fest: „Die dringende Frage der Finanzierung des Gesundheitssektors in den Ländern Osteuropas kann ‘REACH-4-Moldova‘ nicht klären. Der Exodus gut ausgebildeter Ärztinnen und Ärzte aus Osteuropa lässt sich aber nur aufhalten, wenn internationale Partner zur Seite stehen, um die Arbeitsfelder der Zukunft vor Ort attraktiver zu gestalten. Bereits jetzt werden die Investitionen beim Aufbau lokaler Kapazitäten auch durch den Abschluss gemeinsamer Forschungsprojekte mit jungen moldawischen Partnern belohnt.“
für die Ukraine