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Studium Generale im Sommersemester 2010

"Europa. Ein (T)Raum" lautete das Thema des Lübecker Studium Generale im Sommersemester 2010.

Europa. Ein (T)Raum

Die einzelnen Vorträge und Termine des Semesterprogramms sind:

29. April 2010: Der Klang der Geschichte. Europa im Spiegel der Musik (Prof. Dr. Rainer Kleinertz, Universität des Saarlandes, Saarbrücken)

20. Mai 2010: Warum in die Ferne schweifen? Anmerkungen zur Kulturgeschichte Europas und seines Nordens (Björn Engholm, Ehrenbürger der Universität zu Lübeck)

17. Juni 2010: Europa - Merkmale seiner Identität (Prof. Dr. Heimo Reinitzer, Akademie der Wissenschaften in Hamburg)

15. Juli 2010: Traum und Trauma Czernowitz. Ein Abend mit Texten, Eindrücken und Erinnerungen (Prof. Dr. Helene Silverblatt, University of New Mexico, Albuquerque, USA, und Prof. Dr. Karl-Friedrich Klotz, Universität zu Lübeck)

Die Leitung des Studium Generale hat Prof. Dr. Cornelius Borck, der Direktor des Instituts für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck.

Die Vorträge sind öffentlich. Sie finden während der Vorlesungszeiten einmal im Monat donnerstags, 19.15 Uhr, im Audimax der Universität statt (Hörsaalzentrum Mönkhofer Weg 245). Die aktuellen Programme des Studium Generale werden durch die Informations- und Pressestelle der Universität auf Wunsch regelmäßig zugesandt.

Prof. Dr. Cornelius Borck

Europa. Ein (T)Raum

Ist Europa ein Traum, der gerade jetzt Wirklichkeit werden kann, oder doch nur ein geographischer Raum? - Das ist die Leitfrage für das Studium Generale im Sommersemester 2010.

Im Mythos ist Europa die Dame auf dem Stier, entführt ins Ungewisse. Kulturhistorisch bildet Europa die Wiege der westlichen Zivilisation. Und politisch war Europa der Schauplatz einer ganzen Reihe mächtiger Reiche, die mit dem geographischen Raum mehr oder weniger zusammenfielen oder von Europa aus sich die Welt unterwarfen.

Aber die Frage nach einer spezifisch europäischen Identität wurde erst in dem Moment zum Thema, als nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und zur Überwindung nationalistischer Bestrebungen der Prozess einer europäischen Einigung gestartet wurde, der nach dem Fall des Eisernen Vorhangs politische Wirklichkeit wurde. Hat dieser Raum eine kulturelle Identität? Und hat er sie trotz oder in seiner Vielgestaltigkeit?

29. April, "Der Klang der Geschichte": Den ersten Abend widmen wir der Musik. Prof. Dr. Rainer Kleinertz von der Universität des Saarlandes in Saarbrücken wird unter dem Titel Europa im Spiegel der Musik mit vielen Tonbeispielen der Frage nachgehen, wie sich Ereignisse aus der politischen Geschichte Europas musikalisch niedergeschlagen haben und dokumentiert wurden - von  den frühen "Schlachtenmusiken" über Beethovens Eroica über Heines getrommelter Weltgeschichte bis zu den Tönen der Eurovision.

20. Mai, "Warum in die Ferne schweifen?": So lautet das Motto der zweiten Vorlesung. Dann wird Björn Engholm (Ministerpräsident a.D. und Ehrenbürger der Universität zu Lübeck) Anmerkungen zur Kulturgeschichte Europas und seines Nordens machen. Entgegen der üblichen Fixierung auf den Mittelmeerraum beim Thema europäische Geschichte wird er die historische Tiefe des Ostseeraums vorstellen, wo sich eine reiche Hochkultur im angeblich so "dunklen" Mittelalter  entfaltete. Welche Anknüpfungspunkte bietet die Hanse für uns heute?

17. Juni, "Europa - Merkmale seiner Identität": Wer nach der Identität Europas fragt, meint damit immer schon mehr als die Harmonisierung der europäischen Verwaltungen. So sehr Europa heute ein Produkt jüngster politischer Entscheidungen ist, bestimmt sich seine Identität doch wesentlich aus seiner (langen) Geschichte. Prof. Dr. Heimo Reinitzer (Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg) stellt die Überlegungen und Ergebnisse einer eigens zu diesem Thema eingerichteten Arbeitsgruppe der Akademie vor.

15. Juli, "Traum und Trauma Czernowitz": Spätestens seit dem von Deutschland über Europa verbreiteten Holocaust steht das Doppelthema Völkermord und Völkerverständigung unauflöslich im Zentrum der europäischen Frage. Das Studium Generale schließt mit einem Abend mit Texten, Eindrücken und Erinnerungen aus Czernowitz. Im Mittelpunkt stehen die Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger, die in einem Arbeitslager im Dezember 1942 im Alter von 18 Jahren an Typhus starb. Die Psychiaterin Prof. Dr. Helene Silverblatt (University of New Mexico, Albuquerque, USA) wird an das Schicksal ihrer Cousine erinnern. Prof. Dr. Karl-Friedrich Klotz (Universität zu Lübeck) stellt eine neue Initiative zur medizinisch-sozialen Versorgung jüdischer Überlebender in Czernowitz vor.