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Studium Generale im Wintersemester 2008/09

"Das Schöne" lautete das Thema des Lübecker Studium Generale im Wintersemester 2008/09. Die Vorträge standen im Rahmen der Reihe "Was ist der Mensch? Natur - Kultur".

Die Leitung des Lübecker Studium Generale liegt bei Professor Dr. Detlef Kömpf, Universität zu Lübeck.

Das Schöne

"Schön" ist ein Adjektiv, mit dem wir etwas bezeichnen, das uns gefällt. Aber was heißt eigentlich schön? Gibt es feststehende Merkmale, die uns ein Gesicht oder ein Kunstwerk, ein Musikstück oder eine Landschaft als schön wahrnehmen lassen? Ist dem vielgestaltigen Schönen ein gemeinsames Gesetz oder Substrat abzuringen? Gibt es einheitliche Regeln für alle Völker und alle Zeiten? Existiert sogar so etwas wie ein universaler Schönheitssinn?

Das griechische Wort Kalon kann nur unzureichend mit "schön" wiedergegeben werden, für die damaligen Philosophen war das Schöne untrennbar mit dem Guten verbunden. Im Wort Kalon fließen beide Begriffe in einem einzigen Wort zusammen; es bezeichnet alles, was gefällt, Bewunderung erregt und den Blick anzieht. Der schöne Gegenstand befriedigt also durch sein Aussehen die Sinne, vor allem aber Auge und Ohr.

Das Verhältnis von Schönheit und Kunst ist dabei nie so selbstverständlich, wie wir glauben. Die Geschichte der Schönheit ist keine Geschichte der Kunst.Die Schönheit der Kunst musste sich immer gegen die Schönheit der Natur behaupten. Und erst relativ spät wurde der Begriff der "Schönen Künste" entwickelt, um Malerei, Bildhauerei und Architektur von dem zu unterscheiden, was wir heute Handwerk nennen. Kaum jedoch war der Zusammenhang zwischen dem Schönen und der Kunst als "klassisch" etabliert, wurde er von der Moderne auch schon wieder demontiert.

Im philosophischen Dreigestirn von Kunst, Ästhetik und Schönheit nimmt Schönheit wohl den "exklusivsten" Rang ein. Kunst ist als Objekt im Fall von Musik, Theater, Literatur und Architektur immer werkgebunden, also räumlich und zeitlich manifest. Viel weniger greifbar wird Schönheit als ein Zustand, der sich an Stimmungen, Menschen und Strukturen binden kann. Hier ist Schönheit nicht allein eine Dimension der Außen- und Objektwelt, sondern eine der menschlichen Neigung, Erwartung und Wahrnehmung.

Seit den 1970er Jahren nun greifen die Natur- und Biowissenschaften immer stärker in die Debatte um das Schöne ein. Mit der Attraktivitätsforschung hat sich ein prosperierendes Fachgebiet entwickelt, das menschliche Schönheit vor allem mit evolutionspsychologischen Modellen zu erklären versucht. In neuester Zeit untersuchen Hirnforscher, welche neuronalen Strukturen und Vorgänge an unserer Schönheitswahrnehmung beteiligt sind.

Wird jetzt die moderne Wissenschaft neue Antworten auf die Frage bringen, die Menschen seit Urzeiten beschäftigt: Was ist eigentlich Schönheit?

(D. Kömpf)

Thema "Das Schöne" (Plakat: Hanne Kühner)

"Was aber Schönheit sey, weiß ich nit" (Albrecht Dürer)

"Was schön ist, weiß eh jeder" (Thomas Bernhard)

20.11.2008: Das Versprechen der Schönheit (Prof. Winfried Menninghaus, Berlin)

18.12.2008: Die Schönheitsformel - Erforschung der menschlichen Attraktivität (Dr. Ulrich Renz, Lübeck)

22.1.2009: Die schönen Künste - ein Gegenstand der Wissenschaft? (Priv.-Doz. Dr. Thomas Jacobsen, Leipzig)

12.2.2009: Klingt neue Musik schön? (Prof. Günter Binge, Lübeck)