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Samstag, 01.07.2017

Lehre

Training von Immunantworten durch Entzündung

Dr.-Ing. Antje Müller

Antrittsvorlesung von Dr.-Ing. Antje Müller am 25. Juli (17 Uhr s.t., Hörsaal T 1)

Entzündung kann man allgemein als einen gegen exogene (z.B. Mikroorganismen) oder endogene (z.B. post-translational modifizierte Proteine) Faktoren gerichteten Abwehrmechanismus betrachten, der lokal und/oder systemisch auftritt. Wenn diese komplexen Abwehrmechanismen außer Kontrolle geraten, kommt es häufig zu einer Chronifizierung der Entzündung, was eine charakteristische und nur unzureichend behandelbare Eigenschaft vieler rheumatischer Erkrankungen darstellt.

Seit langem weiß man, dass Entzündungen bzw. deren auslösende Faktoren zur Herausbildung spezifischer Immunantworten beitragen. Seit kurzem wird zumindest ein Teil dieser Mechanismen unter dem Begriff „trained immunity“ zusammengefasst.

In der Vorlesung wird dieser Begriff der „trained immunity“ an einem exogenen mikrobiellen und einem endogenen entzündlichen Faktor im Kontext rheumatischer Erkrankungen erläutert. Im ersten Teil geht es um einen mikrobiellen Faktor, das vorwiegend von Pilzen exprimierte Polysaccharid ß-Glucan, und dessen Wirkungen auf das angeborene Immunsystem. Im Detail wird darauf eingegangen, unter welchen Bedingungen pro- oder anti-inflammatorische Effekte von ß-Glucan auftreten, insbesondere im Hinblick auf einen therapeutisch wirksamen „Trainingseffekt“ für das Immunsystem.

Im zweiten Teil geht es um einen endogenen Mechanismus, die sogenannte „Hyperinflammation“ in Geweben, welche bei einer Vielzahl von rheumatischen Erkrankungen zu finden ist. Am Beispiel einer seltenen rheumatischen Autoimmunerkrankung, der Granulomatose mit Polyangiitis, wird verdeutlicht, welche Rolle stark entzündetes Gewebe für die Entstehung einer Autoimmunantwort spielt, d.h. bei der Erkennung von „veränderten“ körpereigenen Molekülen als „fremd“ und der Bildung von pathogenetisch relevanten Autoantikörpern.

Am Ende der Vorlesung sollen die Zuhörenden gelernt haben, dass das Zusammenspiel zwischen entzündlichen Auslösern und Immunantworten in Abhängigkeit von weiteren Faktoren sowohl zu vorteiligen als auch zu nachteiligen „Trainingseffekten“ führen kann. Zukünftig sollte dieses Wissen zum besseren Verständnis von Mechanismen der Chronifizierung von Entzündung und sukzessive für die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze nutzbar sein. 

Dr.-Ing. Antje Müller arbeitet im Forschungslabor der Klinik für Rheumatologie und klinische Immunologie an der Universität zu Lübeck.

(Habilitation im Fachgebiet Molekulare Rheumatologie)