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Samstag, 01.10.2016

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Lesung: Psychiatriegeschichte und Fiktionalisierung

"Lassen wir ihr Hirn derweil noch an seinem Platze" - Lesung und Gespräch mit Angela Steidele über ihren Roman "Rosenstengel" am 19. Oktober (19:00 Uhr, Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Königstraße 42)

München 1884. Während der junge Irrenarzt Franz Carl Müller sich im obligatorischen Austausch mit seinen Mentoren von Gudden und Westphal als Leibarzt des geistig verwirrten Bruders Ludwigs II. bewährt, bereitet er unwissentlich das irrenärztliche Gutachten zur Entmündigung des bayerischen Märchenkönigs vor.

Um der Zuspitzung willen verhehlen wir an dieser Stelle das raffinierte Webmuster dieses Briefromans mitsamt seinen virtuos, die Sprachgewohnheiten des frühen 18. sowie des späten 19. Jahrhunderts imitierenden Erzählebenen: Für die Lesung isoliert Angela Steidele das ärztliche Personal aus dem komplexen Geschehen und beleuchtet anhand des leidenschaftlichen, teils maliziösen Schriftwechsels zwischen den konkurrierenden Hirnforschern und Irrenärzten Bernhard von Gudden, Paul Julius Westphal (= Paul Julius Möbius & Carl Westphal) und Franz Carl Müller über die neumodische »zwangfreie Behandlung«, das gute alte »Siegburger Siegel«, die »conträre Sexualempfindung« oder die »Krankheit Weib« ein krudes und skurriles Stück Psychiatriegeschichte.

Der Roman "Rosenstengel. Ein Manuskript aus dem Umfeld Ludwigs II." wurde mit dem Bayerischen Buchpreis 2015 ausgezeichnet.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Institutskolloquiums gemeinsam mit der Buchhandlung MaKULaTUR statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Angela Steidele