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Freitag, 01.01.2016

Lehre

Antrittsvorlesung I: Segen und Fluch des Musizierens

Prof. Dr. Alexander Schmidt

Von neuroplastischen Hirnveränderungen zu Bewegungsstörungen bei Musikern - Antrittsvorlesung von Prof. Dr. med. Dipl. Mus. Alexander Schmidt am 12. Januar (17 Uhr, Hörsaal T1)

Professionelles Musizieren ist eine der anspruchsvollsten menschlichen Tätigkeiten, die an das zentrale Nervensystem höchste Anforderungen stellt. Hochkomplexe Bewegungsprogramme müssen mit hoher Geschwindigkeit und höchster zeitlicher und räumlicher Präzision unter strenger Kontrolle des Gehörs und kritischer Bewertung durch das Publikum abgerufen werden.

Zu den positiven Aspekten des Musizierens zählt, dass es einer der stärksten Reize für neuroplastische Hirnveränderungen ist: So führt das jahrelange Üben bei professionellen Musikern zu strukturellen Vergrößerungen u.a. des Corpus callosum und sensomotorischer Hirnregionen. Darüber hinaus kommt es zu Vernetzungen insbesondere zwischen sensomotorischen und auditiven Arealen und funktionellen Vergrößerungen u.a. sensorischer Repräsentationen der Finger und auditiver Repräsentationen beim Hören von Musik.

Im Gegensatz dazu können übungsinduzierte neuroplastische Fehlanpassungen neuronaler Netzwerke als negative Aspekte des Musizierens auch zu Erkrankungen wie der fokalen Dystonie bei Musikern führen – einer Bewegungsstörung, die  bei  ca. 1 % der Berufsmusiker auftritt und häufig zum Ende der musikalischen Karriere führt. Zudem tragen nach neuesten Erkenntnissen auch genetische Faktoren entscheidend zur Entstehung der Erkrankung bei. Die therapeutischen Möglichkeiten sind limitiert, weshalb der Prävention eine wichtige Bedeutung zukommt.

(Habilitation im Fachgebiet „Experimentelle Neurologie")

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