Nach den Zeiten von Pest und Cholera - Sonntagsvorlesung von Prof. Dr. Werner Solbach am 10. Januar
Prof. Dr. med. Werner Solbach ist der Präsidiumsbeauftragte der Universität zu Lübeck für Forschungsfragen. Er war langjähriger Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Die Sonntagsvorlesung findet am 10. Januar 2016 um 11:30 Uhr im Rathaus der Hansestadt Lübeck statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Leitung der Sonntagsvorlesungen hat Prof. Dr. rer. nat. Lüder C. Busch.
Neue Infektionen nach den Zeiten von Pest und Cholera - Sind wir gut vorbereitet?
Mikroorganismen bilden mit den übrigen Lebewesen evolutionäre Gemeinschaften, die in aller Regel zum beiderseitigen Vorteil sind. Der Mensch trägt auf seiner Haut und auf Schleimhäuten 10-mal mehr Bakterien als er Zellen hat. Wenn Mikroorganismen die natürlichen Barrieren z.B. im Darm oder in den Atemwegen überwinden, kann eine Infektionserkrankung entstehen. Je nach Art und Ausmaß des Erregers und der verfügbaren Abwehrkräfte kommt es zu unterschiedlichen Krankheiten; manche führen zum Tod. Besonders im frühen Stadium einer Infektionserkrankung vermehren sich die Erreger teilweise explosionsartig und werden Kontakt mit Ausscheidungen auf andere Organismen übertragen. Der internationale Flugverkehr verbreitet Krankheitserreger innerhalb von 24 Stunden auf der ganzen Welt.
Fortschritte in der Diagnostik und Therapie lassen hoffen, dass die großen Seuchenzüge der Geschichte sich nicht wiederholen. Dennoch kommt es immer wieder zu Infektionen mit bisher unbekannten Erregern oder bekannten Erregern im neuen Gewand. Beispiele aus den letzten Jahren sind:
Auch in Europa breiten sich Krankheitserreger verstärkt aus und fordern Gesundheitssysteme heraus: Resistenzen von Bakterien gegen vorhandene Antibiotika steigen, viele Menschen hegen Skepsis gegenüber Gegenmaßnahmen wie Impfungen und lehnen sie in Teilen sogar gänzlich ab. Eine Umfrage in Deutschland ergab, dass die Angst vor Infektionen im Krankenhaus die meisten Menschen tief beunruhigt.
Nicht zuletzt gilt es, immer schneller auf sich abzeichnende Krankheitsausbrüche zu reagieren. Dies alles erfordert bei Einzelpersonen und der Gesellschaft Wissen, Achtsamkeit, Wachsamkeit, und schnelle Entscheidungen, häufig auf der Basis ungenügenden Wissens.
Vor diesem Hintergrund sollen folgende Fragen beleuchtet werden: Wie gehen wir heute in Deutschland mit Bedrohungen und Infektionen um? Welches sind belastbare Entscheidungsgrundlagen? Wie hoch ist das Schutzbedürfnis des Einzelnen? Wie groß ist die Fürsorgepflicht des Staates?
für die Ukraine