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Mittwoch, 28.05.2014

Studium

Was ist das gute Leben? – Die Sicht der Philosophie

Vortrag von Prof. Dr. Ursula Wolf, Universität Mannheim, im Studium generale der Universität zu Lübeck am 5. Juni (19.15 Uhr, Audimax)

Platon sieht in der Einführung der Frage nach dem guten Leben durch Sokrates den Beginn der Philosophie. Gerade Platon betont jedoch auch die Zweischichtigkeit der Frage. Was wir anstreben können, ist nur ein erreichbares Glück, zur Idee des Guten (Lebens) gehört aber wesentlich die Vollkommenheit, die für endliche Wesen nicht realisierbar und nicht einmal erkennbar ist. Wenn das menschenmögliche gute Leben also nur vor diesem Hintergrund bestimmbar ist, müsste folgen, dass sich auch davon keine Vorstellung gewinnen lässt. Was aber wird dann aus dem Zusammenhang der Philosophie und der Frage nach dem guten Leben? Muss die Philosophie dann auf die Behandlung der Frage verzichten?

Der Vortrag soll ausgehend von diesem Problem zwei Linien ausarbeiten. Erstens: Die Frage lässt sich, wenn wir überhaupt praktische Philosophie neben der theoretischen betreiben wollen, nicht loswerden. Die nach Auffassung der Aufklärung streng begründbare Moraltheorie ist nicht unabhängig von ihrer Einbettung in eine Ethik im weiteren Sinn einer Konzeption vom guten Leben begrifflich zu fassen, weshalb letztere neu thematisiert werden muss. Zweitens: Die Frage nach dem Guten kann angesichts der Unerkennbarkeit nicht direkt Thema der Philosophie sein, bleibt aber als motivierende Kraft und Wegweiser im Hintergrund aller philosophischen Bemühungen leitend.

Prof. Dr. Ursula Wolf, geboren 1951 in Karlsruhe, hat in Heidelberg, Oxford und Konstanz Philosophie und Klassische Philologie studiert. Promotion 1978 in Heidelberg, Habilitation 1983 an der Freien Universität Berlin. Sie lehrte Philosophie an der FU Berlin und an der Universität Frankfurt und hat seit 1998 einen Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Mannheim inne. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Griechische Philosophie, Handlungstheorie, allgemeine Ethik, Tierethik. Sie war von 2006-2008 Opus Magnum-Stipendiatin der Volkswagen- und Thyssen-Stiftung und erhielt 2012 den Meyer-Struckmann-Preis für herausragende Arbeiten im Themenfeld „Praktische Philosophie“.

Zu ihren Publikationen gehören: Das Problem des moralischen Sollens, Berlin (de Gruyter) 1984. Die Philosophie und die Frage nach dem guten Leben, Reinbek (Rowohlt) 1999. Aristoteles’ "Nikomachische Ethik".Werkinterpretation, Darmstadt (Wissenschaftl. Buchgesellschaft) 2002. Ethik der Mensch-Tier-Beziehung, Frankfurt a.M. (Klostermann) 2012.

→  Alle Informationen zum Studium generale: www.uni-luebeck.de/aktuelles/oeffentliche-vorlesungen.html

Prof. Dr. Ursula Wolf