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Dienstag, 18.12.2012

Veranstaltungen

Patientenzentrierte Medizin?

Streit-Kultur zu diesem Thema zeigen im Studium generale am 7. Februar Prof. Dr. Peter Heusser, Universität Witten/Herdecke, und Prof. Dr. Dr. Heiner Raspe, Universität Lübeck (19.15 Uhr, Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Königstraße 42)

Noch nie verfügte die Medizin über so viele wirksame Therapieverfahren wie heute, und weltweit wird intensiv an der Entwicklung neuer Medikamente, Diagnostiken und Therapien gearbeitet. Aber trotz ihrer Fortschritte steht die Medizin in der Kritik, und Patienten sind mit der ärztlichen Betreuung unzufrieden: Geht der Fortschritt in die richtige Richtung? Verbessern Wissenschaft und Technik die Medizin? Was kennzeichnet eine gute ärztliche Betreuung? Woran lässt sich erkennen, dass eine Therapie den Patienten nutzt? Welche Kriterien bilden den Maßstab, um den einzelnen Patienten in den Mittelpunkt ärztlichen Handelns zu stellen? Gegenwärtig streiten dabei vor allem zwei Richtungen miteinander: Die eine Richtung schlägt vor, alle Verfahren strikt hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu evaluieren und Schritt für Schritt alle medizinische Verfahren allein am Maßstab ihres in klinischen Studien nachgewiesenen Erfolges zu optimieren. Die andere Richtung hingegen will den einzelne Patienten in seiner Besonderheit in den Mittelpunkt stellen und kritisiert deshalb die Verallgemeinerungen, die immer in klinische Studien eingehen. Beide Seiten sind sich einig, dass ärztliches Handeln immer mehr ist, als die bloße Anwendung von Studienergebnissen, aber lassen sich daraus auch praktisch handhabbare und in unserem Gesundheitssystem legitimierbare Handlungsmaximen ableiten? Gerade weil Krankheit und Gesundheit ein komplexes Feld spannungsvoller Gegensätze darstellen, gibt es keine einfachen Lösungen. Das Streitgespräch will diese Herausforderung annehmen und zur Diskussion der widerstreitenden Ansätze einladen. Für den Abend konnten zwei hervorragende Fachvertreter gewonnen werden.

Prof. Dr. Peter Heusser (Universität Witten/Herdecke):
Geboren 1950 in Brienz, Berner Oberland, 1976 medizinisches Staatsexamen, 1977-1982 Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin mit Innerer Medizin, Chirurgie sowie Kinder- und Jugendmedizin, 1983 Promotion zum Dr. med. an der Universität Basel, 1982-2008 Praktischer Arzt in der anthroposophischen Tumorambulanz der Lukas Klinik und der Ita Wegman Klinik in Arlesheim, Schweiz, bzw. am Inselspital Bern (Berner Universitätsspital), 1995-2008 Dozent für Anthroposophische Medizin am Institut für Komplementärmedizin der Universität Bern, Habilitation an der Universität Witten/Herdecke zum Thema Anthroposophische Medizin und Wissenschaft, seit 2009 Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin an der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke, Aufbau eines klinischen Forschungs- und Lehrzentrums am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke.

Prof. Dr. Dr. Heiner Raspe (Universität zu Lübeck):
Geboren 1945 in Lübeck, 1965-1970 Studium der Humanmedizin, 1970-1973 Studium der Soziologie, 1973 Promotion zum Dr. med.1979 Promotion zum Dr. phil., 1973-1978 Abteilung für Medizinische Soziologie am Fachbereich Humanmedizin der Philipps-Universität Marburg, 1978-1989 Abteilung für Krankheiten der Bewegungsorgane und des Stoffwechsels der Medizinischen Hochschule HannoverHabilitation für Medizinische Soziologie, Sozialmedizin (1982) und Klinische Rheumatologie (1988), seit 1989 Direktor des Institutes für Sozialmedizin der Medizinischen Universität zu Lübeck, seit Oktober 2010 Seniorprofessur für Bevölkerungsmedizin, Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung, Universität zu Lübeck.

Das Studium generale der Universität zu Lübeck steht im Wintersemester 2012/13 unter dem Thema "Kultur-Austausch". Ergänzt werden die Vortragsveranstaltungen durch zwei Diskussionsabende "Streit-Kultur".

Das vollständige Programm:

http://www.uni-luebeck.de/universitaet/veranstaltungen/studium-generale/ws-2012.html

Studium generale zum Thema Streit-Kultur (oben), Prof. Dr. Peter Heusser (mitte), Prof. Dr. Dr. Heiner Raspe (unten)