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Donnerstag, 05.04.2012

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Verhilft Neuroforschung zum erfolgreichen Ich?

Über Nervennahrung und Gehirnjogging spricht die Soziologin Prof. Dr. Sabine Maasen im Studium Generale am 28. Juni (19.15 Uhr, Audimax)

Neuerdings hören wir: Ebenso wie die Muskeln in unserem Körper muss auch das Gehirn regelrecht trainiert werden, um dauerhaft leistungsfähig zu bleiben. Nutzen Sie etwa Neurobics! „Neurobics (…) lädt Sie ein, alle möglichen Dinge in Ihrem Leben einfach mal ein bisschen anders als sonst zu machen. Indem wir unsere gewohnte Denk- und Handlungsbahnen verlassen, werden neue Nervenwege in unserem Gehirn genutzt und ggf. neu gebildet.“ Entsprechende Übungen, wie etwa das Schreiben mit der anderen Hand, lassen sich leicht in den Alltag integrieren. „Und darüber hinaus machen sie auch noch viel Spaß.“

Nie schien es einfacher, unterhaltsamer und effektiver, auf sich und seinen Körper einzuwirken. Brain-Food oder Neurofeedback als „sanftes“ Selbstmanagement für den Alltagsgebrauch oder Psychopharmaka, die die Denkfähigkeit und die Stimmung auch bei gesunden Personen verbessern soll. Was steht dem erfolgreichen Ich noch im Weg?

Zumindest eines fällt auf: Die immer umfassendere Gestaltbarkeit von Körper und Selbst durch neurowissenschaftliches Wissen hat auch eine Kehrseite, den Gestal-tungszwang. Da es diese Mittel gibt, die versprechen, erfolgreicher zu werden, wächst auch der Druck, sie zu nutzen, um stets im richtigen Moment leistungsbereit oder auch entspannt zu sein. Der Vortrag geht der Frage nach, in welcher Gesellschaft Neuroforschung so vielversprechend erscheint und zeigt auch, dass die von ihr ausgehenden „Trainingspraktiken" bereits eine Geschichte haben.

Prof. Dr. Sabine Maasen

Studium der Soziologie, Linguistik und Psychologie an der Universität Bielefeld. 1996 Promotion im Fach Soziologie, 2001 Habilitation. Seit September 2001 Professur für Wissenschaftsforschung / Wissenschaftssoziologie an der Universität Basel.

Forschungsschwerpunkte: Neosoziale Arrangements von Selbst und Gesellschaft, Wissens- und Wissenschaftssoziologie, Soziologische (Bild-)Diskursanalyse, Metaphernanalyse

Publikationen (Auswahl): Maasen, S. (2010): „Norm, Normalität und Normalisierung sexualtherapeutisch orientierter Lebensführung“, in: Philipp Sarasin (Hg.): „Fragen Sie Dr. Sex!“ Beratungskommunikation und die mediale Konstruktion des Sexuellen, Frankfurt/Main: Suhrkamp. - Maasen, S.; Kaiser, M.; Kurath, M.; Rehmann-Sutter, C. (Hg.) (2010): Governing Future Technologies - Nanotechnology and the Rise of an Assessment Regime, Yearbook Sociology of the Sciences. Dordrecht: Springer. - Maasen, S. (2009): Wissenssoziologie – Eine Einführung. Bielefeld: transcript (2., komplett überarbeitete Ausgabe). - Maasen, S.; Sutter, B. (Hg.) (2007): On Willing Selves. Neoliberal Politics vis-à-vis the Neuroscientific Challenge. New York: Palgrave Mcmillan. - Maasen, S.; Mayerhauser, T.; Renggli, C. (Hg.) (2006): Bilder als Diskurse – Bilddiskurse. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft. - Maasen, S.; Weingart, P. (Hg.) (2005): Democratization of Expertise? Exploring Novel Forms of Scientific Advice in Political Decision-Making. Dordrecht: Springer. - Maasen, S.; Weingart, P. (2000): Metaphors and the Dynamics of Knowledge. New York und London: Routledge. - Maasen, S. (1998): Genealogie der Unmoral – Zur therapeutischen Konstruktion sexueller Subjekte. Frankfurt/Main: Suhrkamp.

Mehr: Studium Generale im Sommersemester 2012

Prof. Dr. Sabine Maasen

Studium Generale im Sommersemester 2012