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Donnerstag, 30.01.2025

Forschung

Weltweite Studie zum Vertrauen in die Wissenschaft

Vertrauen in Forschende und ihre Rolle in der Gesellschaft in 68 Ländern – die internationale Studie unter Beteiligung der Universität zu Lübeck zeigt, dass Vertrauen in Wissenschaft weltweit stabil ist, es jedoch regionale Unterschiede gibt. (Bild: AdobeStock #1168938436, mit KI generiert)

Mythos „Vertrauenskrise“: Weltweite Studie mit Lübecker Beteiligung zeigt stabiles Vertrauen in Wissenschaft in Nature Human Behaviour veröffentlicht

Wissenschaft spielt eine zentrale Rolle bei der Bewältigung globaler Herausforderungen wie Pandemien, Klimawandel und technologischer Entwicklung. Doch immer wieder wird behauptet, dass das Vertrauen in Wissenschaft und Forschung in einer Krise steckt. Eine großangelegte internationale Studie mit über 71.900 Teilnehmer*innen aus 68 Ländern, veröffentlicht in Nature Human Behaviour, zeigt jedoch ein differenzierteres Bild: Das Vertrauen in Wissenschaftler*innen ist weltweit stabil und moderat hoch – allerdings mit regionalen und politischen Unterschieden. Zudem wünschen sich viele Menschen, dass Forschende aktiver in gesellschaftliche und politische Debatten eingreifen. Die Universität zu Lübeck war an dieser umfassenden Studie beteiligt.

Studie belegt hohes Vertrauen – aber auch Herausforderungen

Die Untersuchung zeigt, dass 78 % der Befragten Wissenschaftler*innen als qualifiziert einstufen, 57 % ihre Ehrlichkeit schätzen und 56 % überzeugt sind, dass sie sich für das gesellschaftliche Wohl einsetzen. Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zur weitverbreiteten Annahme einer Vertrauenskrise in die Wissenschaft. Vielmehr bleibt das Vertrauen in vielen Ländern auf einem stabilen Niveau.

Ein zentrales Ergebnis: 76 % der Befragten weltweit wünschen sich, dass sich Forschende stärker in gesellschaftliche und politische Diskussionen einbringen.

„Es ist entscheidend, dass Wissenschaftlerinnen ihre Expertise öffentlich einbringen – insbesondere bei drängenden Fragen wie dem Klimawandel oder der öffentlichen Gesundheit“, betont Prof. Dr. André Calero Valdez, einer der Studienautorinnen von der Universität zu Lübeck.

Deutschland im internationalen Vergleich: Vertrauen eher zurückhaltend

Obwohl das Vertrauen in Wissenschaft in vielen Ländern hoch ist, gibt es bemerkenswerte regionale Unterschiede. Während es in afrikanischen und nordeuropäischen Ländern besonders stark ausgeprägt ist, liegt Deutschland im unteren Mittelfeld. Auch der Wunsch nach stärkerem politischen Engagement von Forschenden ist hierzulande mit 62 % etwas geringer als im globalen Durchschnitt.

„Es lohnt sich, genauer zu untersuchen, warum das Vertrauen in Deutschland niedriger ist als in vergleichbaren Ländern wie Dänemark oder Irland“, erklärt Lilian Kojan, eine weitere Mitautorin der Universität zu Lübeck. „Besonders in einer Zeit, in der wissenschaftsbasierte Entscheidungen für Politik und Gesellschaft wichtiger denn je sind, brauchen wir einen offenen Dialog und mehr Transparenz über wissenschaftliche Prozesse.“

Politische Orientierung beeinflusst Vertrauen in Wissenschaft

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie betrifft den Einfluss politischer Überzeugungen auf das Vertrauen in Wissenschaftler*innen:

  • Konservative und rechte politische Gruppen tendieren dazu, weniger Vertrauen in die Wissenschaft zu haben.
  • Personen mit starkem sozialen Dominanzdenken – also diejenigen, die hierarchische Gesellschaftsstrukturen befürworten – zeigen ebenfalls geringeres Vertrauen in Wissenschaft.
  • Menschen, die Wissenschaftler*innen als offen und transparent wahrnehmen, bringen ihnen hingegen ein höheres Maß an Vertrauen entgegen

Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Wissenschaftskommunikation gezielt an verschiedene gesellschaftliche Gruppen anzupassen.

Warum das Ergebnis wichtig ist

Vertrauen in Wissenschaft ist essenziell für die gesellschaftliche Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnisse – sei es bei Impfungen, Klimaschutzmaßnahmen oder technologischen Innovationen. Die Studie zeigt, dass Wissenschaftler*innen trotz eines stabilen Vertrauensniveaus mehr für den Austausch mit der Gesellschaft tun können. Gerade in Zeiten von Fake News und wissenschaftsskeptischen Bewegungen wird es immer wichtiger, Forschung nicht nur zu betreiben, sondern sie auch verständlich zu kommunizieren und in gesellschaftliche Diskurse einzubringen.