Shreyasi Bhattacharya war am 4. Dezember 2024 im Übergangshaus
Shreyasi Bhattacharya, ehemalige Präsidentin der Association of International Medical Students Köln, hat am vergangenen Mittwoch beim Studium Generale über die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit rassistischen Strukturen im Gesundheitswesen gesprochen. Viele Interessierte waren ins Lübecker Übergangshaus gekommen, um die Ringvorlesung unter dem Thema (UN)WISSEN.SCHA(F)FT.RASSISMUS zu erleben. Der Vortrag zum Thema rassismuskritische Medizin stieß auf großes Interesse und regte eine lebhafte Diskussion an.
In ihrem Beitrag machte Bhattacharya deutlich, wie tief sich diskriminierende Strukturen in das medizinische System eingeschrieben haben. Sie zeigte auf, dass Lehrmaterialien und Diagnosestandards oft von eurozentrischen Sichtweisen geprägt sind, die die Vielfalt der Weltbevölkerung nicht angemessen berücksichtigen. Ein Kernanliegen ihres Vortrags war es, diese systemischen Verzerrungen aufzudecken und Wege zu einer gerechteren medizinischen Versorgung aufzuzeigen.
Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach, kommissarische Präsidentin der Universität zu Lübeck, begrüßte das Publikum und betonte, wie wichtig Diversität und das Engagements der Hochschulgemeinschaft ist. In ihrem Vortrag sagte Bhattacharya anschließend, dass es entscheidend sei, das Bewusstsein für Ungleichheiten bereits in der medizinischen Ausbildung zu stärken. Dabei müsse nicht nur die Diversität der Patient*innen besser berücksichtigt werden, sondern auch die Perspektiven von marginalisierten Gruppen stärker in Forschung und Lehre einfließen. Rassismuskritische Medizin sei eine wesentliche Voraussetzung, um die medizinische Versorgung inklusiver und gerechter zu gestalten.
Offene Diskussion
Das Thema stieß bei dem bunt gemischten Publikum auf große Resonanz. Viele brachten ihre eigenen Gedanken und Fragen ein, was zu einer offenen und konstruktiven Diskussion führte. Dabei wurde deutlich, dass es sowohl individuelle Sensibilisierung als auch strukturelle Reformen braucht, um bestehende Missstände zu überwinden. Zudem sei die Bildung von Netzwerken und Bündnissen entscheidend.
Durch den Abend führte das professionelle Moderationsteam aus Chiara Diall und Lena Oberdörfer, Medizinstudierende an der Universität zu Lübeck. Begleitet wurde die Veranstaltung von einem Infostand des Hauses der Kulturen, der Materialien zur antirassistischen Arbeit in Lübeck bereitstellte. Zudem bot ein Büchertisch der Buchhandlung Langenkamp weiterführende Literatur zum Thema an.
Die Vortragsreihe Studium Generale, gefördert über LH³, die von der Universität zu Lübeck, der Musikhochschule Lübeck, der Technischen Hochschule Lübeck und der Hansestadt Lübeck organisiert wird, zeigte an diesem Abend erneut, wie wichtig es ist, sich kritisch mit Rassismus auseinanderzusetzen. Auch die finanzielle Unterstützung durch den Lübecker Integrationsfonds und der Partnerschaft für Demokratie Lübeck, gefördert über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“, trug zum Gelingen der Veranstaltung bei.
Die nächste Veranstaltung der Reihe findet am 15. Januar 2025 statt und wird wieder ein gesellschaftlich relevantes Thema aufgreifen: Max Czollek referiert zum Thema „Selbstentlastung, Disziplinierung und Integrationsdenken nach 1989/1990“. Max Czollek ist Autor und lebt in Berlin. Mitherausgeber des Magazins Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart und Teil des Instituts Social Justice und Radical Diversity.
für die Ukraine