Folge 45
Was war, was ist, was bleibt? In einer neuen Serie widmet sich unser Podcast einzelnen Jahrzehnten und ihren Errungenschaften. Was waren die prägenden historischen Ereignisse, wie war die gesellschaftliche Stimmung, und welche Veränderungen wurden angestoßen? Was haben wir aus der Vergangenheit gelernt, was vermissen wir, und was können wir getrost hinter uns lassen? In dieser Folge nehmen wir die 70er Jahre in den Blick und kommen mit einem Professor für Theoretische Informatik, einem Professor für Popular-, Jazz- und Weltmusik und einem Professor für Baukonstruktion und Entwerfen ins Gespräch.
Prof. Bernd Ruf (MHL) erinnert sich gerne an die 70er Jahre zurück, denn es war das Jahrzehnt seiner Jugend, in dem sein Musikgeschmack durch den Progressive Rock mit Bands wie Black Sabbath oder Deep Purple nachhaltig geprägt wurde. Die Experimentierfreude und die unglaubliche Bandbreite der Musik der 70er Jahre vermisst er heute, wo die Musik vom Streben nach kommerziellem Erfolg bestimmt wird. Dennoch zeigt er sich im Podcast zuversichtlich, dass die Kreativität in die Musik zurückkehren wird – trotz oder gerade wegen der Möglichkeiten, die die Künstliche Intelligenz (KI) inzwischen für das Komponieren von Musik bietet.
Prof. Dr. Till Tantau (UzL) sieht die 70er Jahre ebenfalls als ein spannendes und experimentierfreudiges Jahrzehnt: Steve Wozniak, damals noch Ingenieur bei Hewlett Packard, arbeitete damals in seiner Freizeit unermüdlich an der Entwicklung von Minicomputern, die für jedermann erschwinglich sein sollten, und gründete schließlich 1977 zusammen mit Steve Jobs die Firma Apple. Der »Apple I« kam auf den Markt und eine Erfolgsgeschichte begann. Bald darauf führten Unternehmen wie Apple die ersten Softwarelizenzen ein, und es waren wiederum Hobbyprogrammierer und Technikbegeisterte, die in den 70er Jahren die ersten Ideen für Open Source Software entwickelten.
Demokratisierungstendenzen, Experimentierfreude und Offenheit sind auch in der Architektur der 70er Jahre ein Thema. Prof. Dipl.-Ing. Guido Neubeck (TH) wirft einen Blick zurück auf das Centre Pompidou, das 1977 nach fünfjähriger Bauzeit im Herzen von Paris eröffnet wurde und mit seiner spektakulären Architektur die Zeitgenossen zunächst schockierte. Der Anspruch, Wissen für alle Gesellschaftsschichten zugänglich und transparent zu machen, spiegelt sich auch in der Architektur des Centre Pompidou wider: Die Infrastruktur des Gebäudes liegt vollständig offen, so sind z.B. Tragwerke, Rohre und Rolltreppen an der Außenseite des Gebäudes deutlich sichtbar und farblich hervorgehoben.
In dieser Folge unter der Moderation von Johanna Helbing, Kommunikationsreferentin an der Technischen Hochschule Lübeck, beleuchtet der Podcast von Lübeck hoch 3 einmal monatlich Themen der Forschung, Kultur und Gesellschaft. Geladen sind jeweils Vertreter*innen der drei am Projekt beteiligten Hochschulen (Musikhochschule Lübeck, Technische Hochschule Lübeck und Universität zu Lübeck) und je nach Thema ein*e Expert*in als Gast.
Der Podcast steht über die Website www.gedankenspruenge-podcast.de und alle gängigen Plattformen zum Abruf bereit. Die Folgen gehen jeweils mittwochs zur Monatsmitte online.
Wissenstransfer, wechselseitiger Dialog und neue Ideen – dafür steht Lübeck hoch 3. Den eigenen Podcast sehen die Initiatorinnen und Vertreter der drei Hochschulen als wichtigen Baustein, um den Diskurs mit der Gesellschaft über Wissenschaft und Kultur anzuregen.
Die Diskussionsrunde in Folge 45:
Prof. Dipl.-Ing. Guido Neubeck (TH) ist Architekt und seit 2016 Professor für Entwerfen und Konstruieren am Fachbereich Bauwesen im Studiengang Architektur der TH Lübeck. Auf dem Weg nach Lübeck führten ihn seine Lehrtätigkeiten an die TU Kaiserslautern, TU München und TU Berlin. Sein Selbstverständnis als Generalist stellt die ganzheitliche Betrachtung der Architektur in das Zentrum seiner Lehre. Die Publikation und die Wanderausstellung mit dem Titel »Schulbaukörper« zeigt die Ergebnisse eines Lehrforschungsprojektes zum Thema Bildungsbauten und wird an verschiedenen Hochschulen präsentiert. Die aktuelle Ausstellung ist noch bis zum 28.01.2025 an der Hochschule Coburg zu sehen.
Prof. Bernd Ruf (MHL) studierte Schulmusik, Musikerziehung und Jazz- und Popularmusik an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart sowie Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. 2004 wurde er auf die neu geschaffene Professur für Popularmusik, Jazz, Weltmusik und Musikbusiness an der Musikhochschule Lübeck berufen. Er zählt zu den führenden Grenzgängern der deutschen Musikszene und ist als freischaffender Dirigent im In- und Ausland tätig. Ruf gründete u. a. das auf Klassik-Crossover spezialisierte GermanPops Orchestra, mit dem er eine Grammy-Nominierung erhielt. Seit inzwischen 20 Jahren spielt er außerdem im Ensemble Tango Five, das Tango, Klezmer und Jazz kombiniert.
Prof. Dr. Till Tantau (UzL) studierte Informatik und Mathematik an der TU Berlin und promovierte 2003 zum Dr. rer.-nat. Ein einjähriger Forschungsaufenthalt führte ihn 2004 zu Richard Karp ans International Computer Science Institute (ICSI) nach Berkeley. 2005 wurde er zum Professor für Theoretische Informatik an der Universität zu Lübeck berufen, 2008 wurde er zudem Studiendekan der MINT-Sektion. Seit 2014 ist er Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Bundeswettbewerbs Informatik. Er ist außerdem stellvertretender Sprecher der Fachgruppe Komplexität der Gesellschaft für Informatik.
Die Moderatorin Johanna Helbing ist seit Ende des Jahres 2021 Kommunikationsreferentin an der Technischen Hochschule Lübeck (TH). Sie studierte Europäische Medienkultur an der Bauhaus-Universität in Weimar und Lyon und begleitet den Podcast im Redaktionsteam seit seiner Geburtsstunde im Mai 2021.
für die Ukraine