Folge 44: Die 60er Jahre – Was haben Sie uns gebracht?
Was war, was ist, was bleibt? In einer neuen Serie widmet sich unser Podcast einzelnen Jahrzehnten und ihren Errungenschaften. Was waren die prägenden historischen Ereignisse, wie war die gesellschaftliche Stimmung, und welche Veränderungen wurden angestoßen? Was haben wir aus der Vergangenheit gelernt, was vermissen wir, und was können wir getrost hinter uns lassen? Mit diesen Fragen gehen wir in unsere 44. Folge und starten unseren Rückblick in den 1960er Jahren. Es diskutieren eine Hochschulpräsidentin, ein Änästhesist und ein Musikwissenschaftler.
Auch wenn er die 60er Jahre nicht selbst erlebt hat, kann Fabian Bade (MHL) mit einer Begeisterung von ihrem Einfluss auf die Musikgeschichte erzählen, als wäre er tatsächlich dabei gewesen. So berichtet er im Podcast, wie die Studierendenproteste Politik in popkulturelle Events verwandelt haben und Musiker*innen wie Bob Dylan und Joan Baez den Soundtrack dafür lieferten. Es war das Jahrzehnt der friedens- und gemeinschaftstiftenden Kraft der Musik: Als die Beatles am 9. Februar 1964 erstmals in der US-amerikanischen Ed Sullivan Show auftraten, verfolgten weltweit 73 Millionen Fernsehzuschauer ihren Auftritt. Die Kriminalitätsrate sank für einige Minuten gegen Null.
Für Dr. Muriel Kim Helbig (TH) sind die 60er ein besonders wichtiges Jahrzehnt für das Hochschulwesen: Mit einer Grundsatzerklärung der Ministerpräsidenten zur Errichtung von Fachhochschulen am 5. Juli 1968 wurde die Gründung von Fachhochschulen als eigenständiger Hochschultyp in der Bundesrepublik ermöglicht. Zu den ersten Fachhochschulen, die ihren Betrieb aufnahmen, gehörte im August 1969 auch die Technische Hochschule Lübeck (damals noch Fachhochschule Lübeck). Bis heute werden an den Fachhochschulen mit ihrer starken Praxis- und Anwendungsorientierung wegweisende Problemlösungen entwickelt, z. B. in der Medizintechnik.
Prof. Dr. Karl-Friedrich Klotz (UzL) erinnert sich noch gut an den Contergan-Skandal Anfang der 60er Jahre: Das rezeptfreie Beruhigungsmittel galt als Wundermittel, verursachte aber bei Tausenden von Neugeborenen schwere Missbildungen. Auch seine Mutter hatte es damals während der Schwangerschaft auf dem Nachttisch liegen. Dieser Arzneimittelskandal hat bis heute Auswirkungen auf die Überwachung von Arzneimitteln. Ein medizinischer Meilenstein der 60er Jahre ist für Klotz die erste Herztransplantation im Jahr 1967, deren Bedeutung für die Herzchirurgie aus seiner Sicht kaum zu unterschätzen ist.
Unter der Moderation von Theresia Lichtlein, Kommunikationsleiterin der Technischen Hochschule Lübeck, beleuchtet der Podcast von Lübeck hoch 3 einmal monatlich Themen der Forschung, Kultur und Gesellschaft. Geladen sind jeweils Vertreter*innen der drei am Projekt beteiligten Hochschulen (Musikhochschule Lübeck, Technische Hochschule Lübeck und Universität zu Lübeck) und je nach Thema ein*e Expert*in als Gast.
Der Podcast steht über die Website www.gedankenspruenge-podcast.de und alle gängigen Plattformen zum Abruf bereit. Die Folgen gehen jeweils mittwochs zur Monatsmitte online.
Wissenstransfer, wechselseitiger Dialog und neue Ideen – dafür steht Lübeck hoch 3. Den eigenen Podcast sehen die Initiatorinnen und Vertreter der drei Hochschulen als wichtigen Baustein, um den Diskurs mit der Gesellschaft über Wissenschaft und Kultur anzuregen.
Die Diskussionsrunde in Folge 44:
Fabian Bade (MHL) ist Musikwissenschaftler, Ensemblecoach, Dozent für E-Bass und freischaffender Musiker. Seit 2011 lehrt er an Musikhochschulen in den Bereichen Musikwissenschaft, Ensembleleitung (Pop) und E-Bass. 2019 promovierte er an der Hochschule für Musik und Theater Rostock über Deutsch-amerikanische Popkultur-Transferprozesse. 2020 wechselte er an die Musikhochschule Lübeck, wo er digitale Lehrformate entwickelt. 2021 wurde er von der Harvard University als Hochschullehrer und 2022 von der Yale University für die Leitung virtueller Teams zertifiziert. Als Musiker spielte er seit 2007 für nationale und internationale Künstler und tourte weltweit.
Dr. Muriel Kim Helbig (TH) ist seit 2014 Präsidentin der Technischen Hochschule Lübeck. Sie studierte Psychologie an der Universität Potsdam und promovierte in einem DFG-Graduiertenkolleg in Zusammenarbeit mit der University of Haifa und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Anschließend war sie an der Universität Jena in der Graduiertenförderung tätig und leitete als Dezernentin das International Office der Bauhaus-Universität Weimar. Sie gehört dem Sprecherkreis der Fachhochschulen in der Hochschulrektorenkonferenz (HKR) an und ist seit 2020 Vizepräsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).
Prof. Dr. Karl-Friedrich Klotz (UzL) gehört seit 30 Jahren zum Leitungsteam der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). Darüber hinaus ist er seit 18 Jahren Vorsitzender der Promotionskommission der Sektion Medizin der Universität zu Lübeck. Für die Universität zu Lübeck engagiert er sich seit 2021 als Vorsitzender des Vereins der Alumni, Freunde und Förderer und ist Mitglied im Landesvorstand des Arbeiter-Samariter-Bundes.
Die Moderatorin Theresia Lichtlein ist seit 2016 Kommunikationsleiterin der Technischen Hochschule Lübeck. Neben dem Podcast »Gedankensprünge« moderiert sie on- und offline Veranstaltungen, Workshops und Panels rund um Wissenschaft, Wirtschaft und akademisches Leben. »Der Podcast GEDANKENSPRÜNGE zeigt wie kaum ein anderes Format, welche unterschiedlichen Assoziationen ein Schlagwort bei verschiedenen Menschen auslösen kann«, erläutert sie. »Ich finde es unheimlich faszinierend, wenn diese Blickwinkel aufeinandertreffen und sich unser aller Weltbild erweitert. Unsere Gäste ebenso wie unsere Zuhörer*innen können durch die Sichtweisen der anderen profitieren und Inspiration schöpfen.«
für die Ukraine