Forschende der Universität zu Lübeck und der Universität von Tokyo veröffentlichen Studie zur Rolle des Mikrobioms bei atopischer Dermatitis in Shiba-Inu-Hunden.
*** Die englische Version dieser Mitteilung ist auf EurekAlert! abrufbar: https://www.eurekalert.org/news-releases/1005540 ***
Komplexe Krankheiten wie Krebs, Stoffwechselerkrankungen und Allergien betreffen nicht nur Menschen, sondern auch Haustiere wie z.B. Hunde. Etwa 10 % der Hundepopulation leidet an atopischer Dermatitis bei Hunden (canine atopische Dermatitis, cAD). Diese weit verbreitete Erkrankung bei Hunden ist durch übermäßigen Juckreiz gekennzeichnet und wird durch eine Allergie gegen Umweltstoffe wie Pollen und Milben verursacht. Die Ätiologie von cAD ist komplex, aber man geht davon aus, dass die Krankheit von mehreren Faktoren wie der Genetik und Umweltfaktoren beeinflusst wird. cAD kann nicht geheilt werden und erfordert eine lebenslange Behandlung, um eine akzeptable Lebensqualität für den Hund zu erreichen. Derartige Erkrankungen von Hunden haben auch erhebliche Auswirkungen auf ihre Besitzer - physisch, psychisch und finanziell. Daher sind bessere und wirksamere therapeutische Optionen und/oder ein besseres Management von cAD dringend erforderlich, um das allgemeine Wohlbefinden sowohl der Hunde als auch ihrer Besitzer zu verbessern.
Mikrobiom Analyse in Darm und Haut beim Hund
Das Mikrobiom ist in letzter Zeit aufgrund seiner entscheidenden Rolle und seines therapeutischen Potenzials bei der Behandlung weit verbreiteter komplexer Krankheiten, wie z. B. der atopischen Dermatitis, in den Fokus gerückt. Bei der menschlichen Erkrankung ist ein Ungleichgewicht der Haut bereits bekannt. Forschende des Lübecker Instituts für experimentelle Dermatologie an der Universität Lübeck haben nun zusammen mit Kolleg*innen der Tokyo University of Agriculture and Technologies und der Royal Canine SAS die Zusammensetzung der Mikrobioms auf der Haut und im Darm von ausgewachsenen Shiba Inu-Hunden systematisch untersucht. Die Studie wurde nun in der Fachzeitschrift Microbiome veröffentlicht.
Entzündungshemmer als neue Therapieoption
Der Shiba Inu ist eine Hunderasse, die vor allem in Japan sehr anfällig für cAD ist. Zur Analyse des Mikrobioms entnahmen die Forschenden Hautabstriche von 12 Hautstellen pro Hund sowie Stuhlproben von vier verschiedenen Shiba-Inu-Hundegruppen: (1) neu diagnostizierte cAD-Hunde ohne Behandlung, (2) dieselben cAD-Hunde nach Verabreichung eines Januskinase-Antagonisten (Oclacitinib; Apoquel®) über zwei Wochen (0. 4-0,6 mg/kg, zweimal täglich), (3) cAD-Hunden mit langfristiger Oclacitinib-Behandlung (0,4-0,6 mg/kg, einmal täglich) und (4) gesunden Hunden. Apoquel® ist ein Tierarzneimittel zur Behandlung von Juckreiz im Zusammenhang mit allergischen Hautentzündungen, darunter auch cAD, und blockiert die Wirkung der Enzyme Januskinasen, die den Juckreiz und die Entzündung vermitteln. In den entnommenen Proben wurden anschließend Profile der bakteriellen Zusammensetzung mit Hilfe der bakteriellen 16S rRNA-Gen-Sequenzierung erstellt. Anhand dieser Versuchsanordnung verglichen die Forschenden das Mikrobiom der Hunde, die an cAD erkrankt sind, mit dem von gesunden Hunden und analysierten die Auswirkungen der Behandlung mit Oclacitinib auf die Veränderungen der Mikrobiota.
Veränderung im Mikrobiom nachweisbar
Das auffälligste Ergebnis der Studie ist, dass bestimmte Bakterien (Fusobakterien und Megamonas) bei gesunden Hunden sehr häufig vorkommen, bei Hunden, die von cAD betroffen sind, jedoch deutlich weniger. Nach der Verabreichung von Oclacitinib normalisierte sich diese Bakterienhäufigkeit bei den von cAD betroffenen Hunden auf das Niveau der gesunden Hunde. Interessanterweise war die durch die Behandlung verursachte Veränderung der Mikrobiota im Darm ausgeprägter als auf der Haut. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Mikroben als potenzielle therapeutische Ziele und Biomarker für cAD dienen. Darüber hinaus führten die Forschenden eine Sequenzierung der gesamten mitochondrialen DNA von Wangenabstrichen der Hunde durch. In dieser Studie wurde erstmals ein Zusammenhang zwischen mitochondrialen Haplogruppen von Hunden, d. h. einer Kombination genetischer Variationen in der mitochondrialen DNA, und bestimmten Bakterientaxa in Haut und Darm festgestellt.
Die Forschenden sind zuversichtlich, dass diese Erkenntnisse als Grundlage für neuartige Strategien zur Behandlung von cAD dienen werden, z. B. durch die Entwicklung einer neuartigen Ernährungsintervention zur Reduzierung von cAD-assoziierten Bakterien und zur Förderung von Bakterien, die mit gesunden Hunden assoziiert sind. Neue Biomarker, wie z. B. die spezifische Mikrobiota, könnten dazu beitragen, die cAD-Prädisposition, die Wirksamkeit der Behandlung und das Gesundheitsmanagement bei Hunden zu überprüfen.
Originalpublikation:
Ansprechperson:
PD. Dr. rer. nat. Misa Hirose, DVM
Lübeck Institute of Experimental Dermatology
Universität zu Lübeck
Ratzeburger Allee 160
Lübeck 23562
misa.hirose(at)uni-luebeck(dot)de
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