ELISA ermöglicht wertvolle Schlüsse für zukünftige Teststrategien und Schutzmaßnahmen - Aufrichtiger Dank an die teilnehmenden Lübeckerinnen und Lübecker
In Lübeck ist eine große, auch bundesweit und international bedeutsame Studie zur Verbreitung des Corona-Virus gestartet. Die Lübecker Längsschnittuntersuchung zu Infektionen mit SARS–CoV-2 (ELISA) erhebt primär, wie hoch die aktuellen und durchlebten Infektionsraten in einer definierten bevölkerungsbezogenen Population in Lübeck sind und wie viele Neuinfektionen im Verlauf der Studie von über einem Jahr auftreten. Sekundäre Fragestellungen sind, wie hoch die Infektionsraten in definierten Risikogruppen sind und wie sich SARS-CoV-2-Nachweis, -Antikörperprofile, adaptive zelluläre Immunantwort und COVID-19-Erkrankungen zueinander verhalten. Damit soll auch geklärt werden, wie lange eine Immunität besteht.
Die Leitung von ELISA haben Prof. Dr. Christine Klein (Neurogenetik), Prof. Dr. Jan Rupp (Infektiologie und Mikrobiologie) und Prof. Dr. Alexander Katalinic (Sozialmedizin und Epidemiologie) aus der Universität zu Lübeck und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Beteiligt sind außerdem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Kiel und des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum, aus den folgenden Bereichen: Anatomie, Chemie, Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Ernährungsmedizin, Medizinische Klinik, Molekulare Medizin, Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Rheumatologie und klinische Immunologie, Virologie und Zellbiologie. Das Gesundheitsamt der Hansestadt Lübeck ist einbezogen, Bürgermeister Jan Lindenau hat die Schirmherrschaft übernommen.
Die Studie hat hervorragende Resonanz und Unterstützung bei den Lübeckerinnen und Lübeckern gefunden. Etwa 7.500 Personen haben ihre persönlichen und Gesundheitsdaten in die App eingegeben, die man unter elisa-luebeck.de herunterladen kann. Dies ist auch noch weiterhin für neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer möglich. Bisher 2.700 Personen wurden zu weitergehenden Untersuchungen in das Testzentrum in den Media Docks Lübeck eingeladen, von denen bereits 2.500 Termine ausgemacht haben. In den ersten fünf Tagen, beginnend am 6. Mai, wurden etwa 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer untersucht. Alle Personen haben ihre ausgemachten Termine auch wahrgenommen haben, wofür sich die Leiter der Studie ganz besonders bedanken.
Aufschluss über die Entwicklung der Infektionszahlen bei Lockerungsmaßnahmen
Auf SARS-CoV-2-Infektionen getestet werden in Deutschland derzeit überwiegend symptomatische Personen. Die vermutete Dunkelziffer beträgt ca. 1:3–30. Bisher finden Studien in Risikogebieten mit hoher gemeldeter Prävalenz statt (z.B. Heinsberg, München, Tirschenreuth) und die erheblichen regionalen Unterschiede des Infektionsgeschehens werden nur unzureichend abgebildet. Zudem können Querschnittstudien wie die Heinsberg-Studie keinen Aufschluss über die Entwicklung von Infektionszahlen während der Phase der Lockerungsmaßnahmen bieten.
Schleswig-Holstein zählt in Deutschland zu den Niedrigprävalenzgebieten von SARS-CoV-2-Infektionen, wobei sich die Stadt Lübeck bezüglich der Zahl von Infizierten mit 76/100.000 Einwohner (Stand 10.05.2020) im niedrigsten Quintil deutschlandweit befindet. Lübeck hat 220.000 Einwohner, zählt zur Metropolregion Hamburg (5,3 Mio. Einwohner) und wird jährlich von 14,8 Mio. Tagesgästen und je 2 Mio. Übernachtungs- bzw. Privatgästen, d.h. von durchschnittlich 52.400 Touristen pro Tag besucht. Lübeck ist als aktuelles Niedrigprävalenzgebiet bei gleichzeitiger Nachbarschaft zum Hochprävalenzgebiet Hamburg und Lübecks ausgeprägtem Tourismus prädestiniert, die Dynamik des Infektions- und Krankheitsgeschehens während der Lockerungsphase zu evaluieren und somit als Modellregion zu dienen.
ELISA ist ein Kohortenstudie mit repetitiven Messungen und Befragungen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen von folgenden Hypothesen aus: (1) Die Prävalenz von SARS-CoV-2-Infektionen in einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe bzw. Risikogruppen in einem Niedrigprävalenzgebiet, erhoben mittels kombinierter SARS-CoV-2-spezifischer PCR- und Antikörper-Nachweisverfahren, ist um den Faktor 10 höher als die gemeldete Infektionsprävalenz. (2) In der Phase der Lockerung nach dem „Lockdown“ wird die Inzidenz an SARS-CoV-2-Infektionen zunehmen, ermittelt durch das longitudinale Testen der für (1) rekrutierten Kohorte.
Die Ergebnisse der Lübecker Studie werden eine Bewertung der lokalen Epidemiologie der Infektion und deren Dynamik ermöglichen und wertvolle Schlüsse für zukünftige Teststrategien und Schutzmaßnahmen erlauben. Die Universität zu Lübeck unterstützt die Finanzierung von ELISA mit einer Crowdfunding-Kampagne.
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