Jährliche Symposium der AG Industrielle Zelltechnik fand am 15.5. in der MuK in Lübeck statt
Seit Beginn der Coronapandemie ist Zell- und Biotechnologie in den Fokus unserer Gesellschaft gerückt. Die Nutzung von Zellen hat sowohl Impfstoffe wie auch virale Nachweisverfahren ermöglicht. Aber auch bei der Entwicklung nachhaltiger Fleischalternativen spielen biotechnologische Entwicklungen auf der Basis von Zellen eine entscheidende Rolle.
Unter dem Dach des Verbands der Biotechnologie-Industrie BIO Deutschland fand am 15.05.23 mit tatkräftiger Unterstützung des Instituts für Medizinische und Marine Biotechnologie der Universität zu Lübeck (IMMB), der CellTec Systems GmbH und der IHK zu Lübeck erstmalig seit Corona-Beginn wieder das jährliche Symposium der AG Industrielle Zelltechnik in der MuK in Lübeck statt.
Neue Rohstoffquellen durch industrielle Zelltechnik
Die Veranstaltung brachte Forschende und relevante Akteurinnen und Akteure der Branche in die Hansestadt Lübeck. Dabei ging es neben dem aktuellen Forschungsstand um viele spezifische Fragen wie etwa die Anwendungsmöglichkeiten für die Lebensmittelindustrie z.B. in Form von Cultivated Meat und den damit verbundenen regulatorischen Voraussetzungen.
In den nächsten Jahren werden weitere Einsatzmöglichkeiten von kultivierten Zellen in vielen Bereichen eine wichtige Rolle spielen. Eine Grundvoraussetzung für die breite Verwendung von Zellkulturen wird ihre Massenproduktion sein. Mit dem Erreichen dieses technologischen Fortschritts, wird der Menschheit eine neue Rohstoffquelle zur Verfügung stehen, die in nachhaltigen Kreislaufsystemen zur Produktion biologischer Produkte wie Lebensmittel, Therapeutika, Testsysteme oder Impfstoffe eingesetzt werden kann.
Industrie trifft Wissenschaft
Das Symposium mit dem diesjährigen Thema „Industrielle Nutzung von Zellkulturen“ bot ein vielfältiges Programm aus Vorträgen und Diskussionen rund um dieses Thema. Dabei kamen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Industrieunternehmen und Start-Ups zu Wort, um ihre Perspektive auf diese mögliche Entwicklung zu erläutern und deren Potenzial gemeinsam zu erörtern.
Daniel Rapoport über neue Anwendungsmöglichkeiten von Zellkulturen
Dr. Daniel Rapoport, stellvertretender Leiter der IMMB-Forschungsgruppe, erläuterte in seinem Vortrag die Grundlagen sowie offene Fragen bei der Inkulturnahme von Zellen aus Gewebebiopsien. Erklärtes Ziel seiner Forschung sei, die körpereigenen Funktionen von Zellen in der Zellkultur zu nutzen, ohne sie genetisch zu verändern. Dies wäre nicht nur ein Fortschritt im grundlegenden Verständnis von Zellkulturen, sondern diente auch der Ermöglichung neuer Anwendungen von Zellkulturen.
Erschließen neuer Wertschöpfungsmöglichkeiten
Denn über einen Punkt herrschte Einmütigkeit: An der Schnittstelle zwischen Forschung, Anwendungen und Wirtschaft lassen sich neue Wertschöpfungsmöglichkeiten erschließen. Das wurde auch in den Grußworten deutlich, die von der Präsidentin der Universität zu Lübeck, Frau Professorin Gillessen-Kaesbach, und dem Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck, Herrn Lars Schöning, gehalten wurden.
Deutlich spürbar war die Bereitschaft der Teilnehmenden sich über die Generationen und Branchen hinweg zu den ganz großen Themen unserer heutigen Zeit wie Nachhaltigkeit, Ernährung und Ethik sachlich auszutauschen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.
„Es ist von besonderer Bedeutung, dass sich diese junge Branche angesichts der großen Hoffnungen, die in solche nachhaltigen Produktionsverfahren gesetzt werden, gut vernetzt und viel Austausch ermöglicht“, so IMMB-Direktor und AG-Leiter Professor Charli Kruse. „Das Symposium hat in diesem Jahr wieder einmal gezeigt, über welche gute Ausgangsbasis die deutsche Forschungs- und Entwicklungslandschaft verfügt. Damit ist es möglich, bei den richtungsweisenden Innovationen eine entscheidende Rolle zu spielen.“
für die Ukraine