Der Lübecker Dramaturg, Regisseur und Intendant, Fachmann für Werbung und Markenbildung, verstarb am 18. August nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren
Mit Dr. Hollender zusammen entwickelte die Universität ihr Branding „Im Focus das Leben“. In zahlreichen Projekten unterstützte er die Profilbildung und Außendarstellung. Die Universität verdankt ihm wichtige Impulse, so in einer Studierendenkampagne für das Lübecker Medizinstudium, bei den Absolventenkunstwerken und für die Ausstellung UniArt zum 50. Jubiläum der Universität 2014. „A man’s creativity is not a man’s conformity“ betitelte er seine Ansprache, die er zur Vernissage der UniArt hielt* – ein Motto, das man auch auf seine Person selbst beziehen konnte.
Walter Hollender, 1951 in Düsseldorf-Kaiserswerth geboren, studierte von 1972 – 1979 Germanistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Politikwissenschaften in Göttingen und Marburg. 1982 wurde er zum Dr. phil. in Marburg promoviert. Das Thema der Dissertation: „Die Lehrjahre des Gefühls“.
Über viele Jahre prägte er als Wahl-Lübecker die Kultur in der Hansestadt in vielfältiger Weise, zunächst als Jugenddramaturg am Lübecker Theater, von dem aus er die bundesweit relevante Schultheaterwoche ins Leben rief. Hollender fungierte als Chefdramaturg der städtischen Bühnen in Lübeck und Kiel. In den 90er Jahren erfolgte sein Ruf als Intendant des Europäischen Theaterfestivals „Theatrale“ nach Unna in Westfalen.
Darüber hinaus wirkte er als Regisseur für zahlreiche Inszenierungen, die auch über das institutionalisierte Theater hinaus strahlten: so realisierte er eigenverantwortlich im Jahre 1992 in der Lübecker Petrikirche eine vielbeachtete intermediale Inszenierung des „Lübecker Totentanzes“. Seine am Kieler Theater realisierte Inszenierung „Versteckte Kindheit“, in der er das Leben der Anne Frank reflektierte, war preisgekrönt. Gemeinsam mit Projektverantwortlichen aus Leipzig schuf er im Auftrag des Kulturbereichs der Hansestadt Lübeck im Jahre 2000 auf dem Koberg und dem im Hansahafen liegenden Rostocker Kulturschiff MS Stubnitz einen „Markt der Träume und Visionen“.
Außer seinen vielfältigen Theateraktivitäten war Dr. Walter Hollender Unternehmer, Berater, Projektentwickler und Moderator mit eigenem künstlerischem und unternehmerischem Profil in den Bereichen Kunst, Kultur, strategisches Marketing und Markenphilosophie. Er war Gründer, Ideengeber, Mitarbeiter und Produzent der Agentur „mzz - Mittel zum Zweck“, einem Brainpool und Netzwerk für Unternehmensphilosophie und Markeninszenierungen mit assoziierter Werbeagentur und Medienproduktion. Mehrere spektakuläre Außenwetten der ZDF-Sendung „Wetten dass…?“ hat er erdacht, entwickelt und realisiert.
In den letzten Jahren hatte sich Hollender weiterhin auf ganz unterschiedliche Weise der Kultur gewidmet. Er war Autor und Regisseur für mehrere Fernsehdokumentationen des Norddeutschen Rundfunks und des Südwest-Rundfunks und hatte gerade mit Vorbereitungen zu weiteren Filmen begonnen. Gleichzeitig unterrichtete er an einem Berufsbildungszentrum in Bad Segeberg Philosophie und Darstellendes Spiel - womit er in seiner leidenschaftlichen Arbeit mit jungen Menschen einen erfolgreichen Bogen zum Beginn seiner Theaterkarriere schlug.
Dr. Walter Hollender hinterlässt seine Ehefrau Gabriele und seine – mittlerweile ebenfalls im Theaterbereich wirkende – Tochter Theresa. Wir trauern um einen inspirierten Berater und Freund der Universität.
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* Nachzulesen in focus uni lübeck, Zeitschrift für Wissenschaft, Forschung und Lehre der Universität zu Lübeck, 31. Jg., Heft 2, Oktober 2014, S. 50-54.
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