Forschungsteam der Universität zu Lübeck und des ZIP veröffentlichen Studie zu digitalen psychologischen Intervention bei Borderline-Persönlichkeitsstörung in The Lancet Psychiatry.
Ein Forschungsteam der Universität zu Lübeck und des Zentrums für Integrative Psychiatrie (ZIP), Campus Lübeck, hat in einer groß angelegten Studie die Wirksamkeit einer speziell für Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickelten digitalen psychologischen Intervention nachgewiesen. Die Anwendung priovi, entwickelt von der Hamburger Firma GAIA AG unter Beteiligung des Forschungsteams, führte nicht nur zu einer Linderung der Symptome, sondern senkte auch das Risiko für Suizidversuche. Die Ergebnisse wurden im renommierten Fachjournal The Lancet Psychiatry veröffentlicht.
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) gehört zu den schwerwiegenden psychischen Erkrankungen und ist häufig mit starken emotionalen Schwankungen, Selbstverletzungen und einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität verbunden. Psychotherapeutische Hilfe für Menschen mit BPD ist oft schwer verfügbar – weniger als 25 Prozent erhalten eine leitliniengerechte Behandlung. Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universität zu Lübeck, in Kooperation mit der Universität Bern, der Universität Amsterdam und der GAIA AG, hat nun eine digitale Lösung auf den Prüfstand gestellt: priovi, eine internetbasierte psychologische Intervention auf Basis der Schematherapie.
Wirksamkeit der digitalen Intervention
Dr. Nele Assmann ist Expertin für Schematherapie am Zentrum für Integrative Psychiatrie ZIP gGmbH, Campus Lübeck. Sie sagt: „Die Schematherapie hilft Menschen dabei, tief verwurzelte und belastende Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern. priovi erklärt den Betroffenen, wie derartige Schemata biografisch entstehen und vermittelt Fertigkeiten, wie man besser mit Gefühlen umgehen und für sich sorgen kann.“
In der randomisierten, kontrollierten Studie „EPADIP-BPD“ mit 580 Teilnehmenden zeigte sich, dass die Anwendung von priovi neben der üblichen Behandlung (treatment as usual) innerhalb von drei Monaten zu einer stärkeren Verbesserung der Symptome führte als die übliche Behandlung allein. Besonders bemerkenswert: In der Interventionsgruppe traten zwei Drittel weniger Suizidversuche auf als in der Kontrollgruppe. Die Studie wurde im Zeitraum von Mai bis Oktober 2022 durchgeführt, die Nachbeobachtung erstreckte sich bis Mai 2023.
„Eine digitale Intervention löst sicher nicht alle Probleme in der Behandlung von Menschen mit einer Borderline-Erkrankung. Aber die Tatsache, dass wir jetzt eine sichere und wirksame Behandlung für alle Betroffenen verfügbar haben, ist ein wertvoller Schritt in die richtige Richtung.“ erläutert der Leiter der Studie, Prof. Dr. Jan Philipp Klein von der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am ZIP.
Über die Forschung am ZIP
Das Zentrum für Integrative Psychiatrie ZIP gGmbH ist eine Tochtergesellschaft des Universitätsklinikums-Schleswig Holstein. Das Studienteam am Campus Lübeck erforscht im Rahmen verschiedener interdisziplinärer Projekte innovative Versorgungsansätze in der Psychiatrie. Die Studie EPADIP-BPD wurde von der Firma GAIA (Hamburg) unterstützt, die auch die digitale Anwendung priovi entwickelt hat. Das Projekt steht exemplarisch für die Verbindung von klinischer Forschung und digitaler Gesundheitsversorgung. priovi ist im Verzeichnis der Digitalen Gesundheitsanwendungen gelistet (DiGA-Verzeichnis) und wird daher von der gesetzlichen Krankenkasse vergütet.
Originalveröffentlichung:
Assmann, Nele et al. A digital therapeutic for people with borderline personality disorder in Germany (EPADIP-BPD): a pragmatic, assessor-blind, parallel-group, randomised controlled trial. The Lancet Psychiatry, Volume 12, Issue 5, 366 - 376
Kontakt für Rückfragen:
Prof. Dr. Jan Philipp Klein
Universität zu Lübeck
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Zentrum für Integrative Psychiatrie ZIP gGmbH
Email: philipp.klein(at)uksh(dot)de
für die Ukraine