Vortrag von Ibrahim Arslan, Opfer und Überlebender der rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992, am 17. Januar 2025, 17 Uhr, im Audimax
Ibrahim Arslan überlebte als Siebenjähriger den rassistischen Brandanschlag von Mölln. Bei dem Anschlag am 23.11.1992 verloren seine Großmutter Bahide Arslan, seine Schwester Yeliz Arslan und seine Cousine Ayşe Yılmaz ihr Leben. Ibrahim Arslan engagiert sich seit vielen Jahren in der antirassistischen Erinnerungskultur; er ist unter anderem mitwirkende Person beim Freundeskreis im Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992 und Botschafter für Demokratie und Toleranz.
Auf Veranstaltungen, Konferenzen, vor allem aber in Schulen berichtet Arslan als Politischer Bildungsreferent aus der Perspektive der Betroffenen. Ibrahim Arslan macht damit deutlich, dass Erinnern ein machtvoller Prozess ist: Erinnern an die Opfer rechtsextremer Gewalt unterliegt Dynamiken der Aushandlungen und gesellschaftlichen Verhältnissen der Betrauerbarkeit, die mit Anerkennung und Anerkennbarkeit des zerstörten Lebens in Verbindung stehen.
Rechte Gewalt
Die Veranstaltenden schreiben: "Damals wie heute ist rassistische und rechte Gewalt an der Tagesordnung und die Erinnerung daran umkämpft: Die Morde in Mölln ereigneten sich in einer Zeit rassistischer Hetze insbesondere gegen Geflüchtete, die Politik und Medien teilweise mitzuverantworten hatten. Mölln reihte sich ein in die rassistischen Pogrome von Hoyerswerda und Rostock, die Mordanschläge von Solingen und Lampertsheim. Nur zwei Tage vor dem rassistischen Brandanschlag von Mölln ermordete in Berlin ein Neonazi den Antifaschisten Silvio Meier."
184 Todesopfer rechter Gewalt zählen unabhängige Initiativen und Journalist*innen seit 1990 – allein in Berlin sind es mehr als 10 Menschen. Und es gibt viele weitere Morde an People of Color und Migrant*innen, bei denen niemals ein Täter gefunden wurde. Einer von ihnen war der damals 22-jährige Burak Bektaş, der am 5. April 2012 völlig unvermittelt von einem bisher unbekannten weißen Täter erschossen wurde. 2019 wurde in Kassel der CDU-Politiker Walter Lübcke ermordet. Im gleichen Jahr verübten rechtsextremistische Täter einen Anschlag auf die Synagoge in Halle aus, Kevin Schwarze und Jana Lange wurden von dem Rechtsterroristen getötet. Bei dem Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 wurden neun Menschen mit Migrationshintergrund ermordet.
Ibrahim Arslan hat einmal gesagt: „Bei solchen Taten muss so lange von einem rassistischen Motiv ausgegangen werden, bis die Polizei glaubhaft das Gegenteil bewiesen hat“. Im Zuge des gesellschaftlichen Rechtsrucks der vergangenen Jahre – mit rassistischen Mobilisierungen wie Pegida, den Wahlerfolgen der AfD und Verschärfungen des Asylrechts – bewegen sich auch heute rassistische Stimmungen, Bedrohungen, Gewalt und Brandanschläge auf einem erschreckend hohen Niveau. Die Situation erinnert teilweise an jene zu Beginn der 90er Jahre, sagt Arslan.
Mit seiner Arbeit etabliert Arslan eine neue Kultur des Gedenkens in Deutschland, die die Angehörigen rassistischer Morde und Anschläge aktiv miteinbezieht und gegen das Vergessen kämpft.
Der Vortrag findet statt im Rahmen der Ringvorlesung „(Un)wissen.scha(f)ft.Rassismus“ und wird in Kooperation mit dem Referat Gleichstellung und dem Haus der Kulturen organisiert.
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Es besteht ein Awareness- und Sicherheitskonzept.
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