Heute, wo Baukräne zum gewohnten Campusbild gehören, muss man sich klar machen, dass die Medizinische Akademie bereits einen Jahrzehntwechsel erlebt hatte, bevor das erste neue Institutsgebäude überhaupt geplant wurde
„Noch in diesem Jahr: Baubeginn eines Transitoriums für 20 Mill. Mark“ schrieben die Lübecker Nachrichten am 21. Januar 1970. Bausenator Kresse und Oberbaurat Schaefer, der Leiter des Bauamtes Medizinische Akademie, stellten die Pläne an einem Modell des Gebäudes vor.
Der viergeschossige Neubau zwischen Frauenklinik, Hygiene-Institut und Augenklinik sollte 59.000 Kubikmeter umfassen – im Vergleich zu den umgebenden Altbauten aus Strecknitzer Zeiten und den Weltkriegsbaracken sicher ein „riesiges“ Gebäude, wie die LN schrieben. Es war für die Institute für Pathologie, für Pharmakologie, für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie, für die Neurologische Abteilung der Psychiatrischen Klinik, für die Orthopädie, die Medizinische Forschung und gemeinsame Einrichtungen einschließlich der Tierhaltung vorgesehen.
Neben dem Gebäude würden ein Hörsaal mit 150 und ein Kurssaal mit 70 Plätzen entstehen. Um Bauzeit und Kosten zu sparen, sollten die genauen Ausbauplanungen erst erfolgen, während der Rohbau schon hochgezogen wurde. Mit flexiblen Wandkonstruktionen und zentralen Versorgungsbrücken sollte für unterschiedliche spätere Nutzungsmöglichkeiten vorgesorgt sein.
Den Namen „Transitorium“ (transitorisch = vorübergehend, vorläufig) übersetzte der Zeitungsartikel mit „Umsteigebahnhof für Endgültige“. Das „Definitivum“ für Klinikum und Hochschule, von dem bei allen Gesamtplanungen stets die Rede war, würde es nämlich noch nicht ersetzen können.
Das Ziel, den ersten Spatenstich noch im gleichen Jahr zu machen, wurde eingehalten: die Grundsteinlegung erfolgte am 23. Oktober 1970. Mit der Fertigstellung dauerte es jedoch etwas länger als die angesetzten drei Jahre. Die Akademie war bereits zur Medizinischen Hochschule verselbständigt, als man ihr zehnjähriges Bestehen am 2. November 1974 glücklich in dem neuen Hörsaaltrakt feiern konnte – zwei Tage vorher war er fertig geworden! Das Hauptgebäude des Transitoriums sollte dann im folgenden Sommer bezogen werden.
Damit war ein Riesenschritt getan. Erstmals war der oft beklagte, lähmende bauliche Stillstand in der Entwicklung der Hochschule überwunden. Und wie bei vermeintlichen „Übergangslösungen“ so häufig: die Lebensdauer und Nutzung des Gebäudes erlebt ohne weiteres auch die Fünfzigjahrfeier der Universität.
Übrigens: Parkprobleme am Transitorium? Geben Sie bei Youtube spaßeshalber mal „Alltag in der Uni Lübeck“ ein!
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für die Ukraine