Auszeichnung für hervorragende eigenverantwortliche Lehrveranstaltungen in den Sektionen Informatik/Technik, Naturwissenschaften und Medizin
Toni Schumacher, Maged Mortaga, Prof. Dr. André Calero Valdez, Kirsten Handschuch und Dr. Björn Laabs wurden mit den Walter-Dosch-Nachwuchslehrpreisen 2024 der Universität zu Lübeck ausgezeichnet. Vizepräsident Prof. Dr. Enno Hartmann verlieh die Preise am 8. Oktober im Audimax auf dem Tag der Lehre, den die Universität und die Technische Hochschule Lübeck gemeinsam ausrichteten.
Fach- und Sozialkompetenzen in Informatik und Technik fördern
Toni Schumacher, M.Sc., Maged Mortaga, M.Sc., und Prof. Dr. André Calero Valdez aus dem Institut für Multimediale und Interaktive Systeme wurden mit dem Nachwuchslehrpreis in der Sektion Informatik/Technik für ihre Veranstaltung „Interaktive Systeme“ ausgezeichnet. Die Pflichtveranstaltung im dritten und vierten Semester des Bachelorstudiengangs Medieninformatik steht auch allen Interessierten zum Beispiel aus den Bachelorstudiengängen Informatik oder IT-Sicherheit als Wahlpflichtveranstaltung offen. Sie folge einem engagierten Konzept, so die Jury in ihrer Begründung, das an der Diskrepanz zwischen der Programmierausbildung von Studierenden verschiedener Informatik-Studiengänge und dem Skill-Set ansetze, das im Human-Computer-Interaction-Bereich gebraucht werde.
Das didaktische Grundkonzept fußt auf einer ausgeprägt interaktiven Ausrichtung der hybriden Vorlesungseinheiten, die sowohl in Präsenz gelehrt als auch synchron online gestreamt werden. Aufzeichnungen werden außerdem asynchron zur Verfügung gestellt. Die interaktiven Inhalte bestehen aus Quiz- und Class-Programming-Einheiten sowie weiteren Formaten, die sowohl Fach-, Methoden- als auch Sozialkompetenzen der Studierenden fördern. Sie sind fest in die Vorlesungen integriert. Ziel ist es, Lerninhalte wiederholen und Lernlücken direkt noch einmal besprechen zu können, um sie aufzulösen. Besonders zu den interaktiven Teilen der Veranstaltung gab es sehr positives Feedback der Studierenden sowohl direkt wie auch in der Lehrevaluation.
Sich zum ersten Mal als echte Forscherin oder echter Forscher fühlen
Kirsten Handschuch und Team erhielten den Preis der Sektion Naturwissenschaften für ihr Forschungsorientiertes Praktikum. Es handelt sich um eine Pflichtveranstaltung im vierten Semester des Bachelorstudiengangs Psychologie. Im Forschungsorientierten Praktikum werden Studierende in Kleingruppen in einer gelungenen Kombination von theoretischem Input und praktischer Forschung durch den gesamten wissenschaftlichen Forschungsprozess begleitet.
Der didaktische Schwerpunkt liegt darauf, Studierende durch strukturierte Anleitung und eigenständiges Arbeiten sicher in den Forschungsprozess einzuführen. Unterstützt durch einen multimedialen Moodle-Kurs mit Videotutorials und Übungen werden zentrale Schritte wie Literaturrecherche, Studiendesign und Datenanalyse leicht nachvollziehbar aufbereitet. Die regelmäßige Kleingruppenarbeit stärkt Teamarbeit und Selbstständigkeit, während erfahrene Master-Tutorinnen und -Tutoren bei methodischen Fragen unterstützen. Diese Mischung aus digitalen Ressourcen und persönlicher Betreuung fördert nicht nur methodische Kompetenzen, sondern stärkt auch das Vertrauen der Studierenden in ihre eigenen Forschungsfähigkeiten.
Besonders gelungen und erfolgreich sind die individuelle Themenwahl und die praktische, schrittweise Umsetzung eines gesamten Forschungsprozesses, die den Studierenden eine authentische Erfahrung in der psychologischen Forschung ermöglicht. Der modulare Aufbau in fünf Phasen hilft den Studierenden, das komplexe Projekt in bewältigbare Schritte zu unterteilen. Ein weiteres Erfolgselement ist die Integration von Posterpräsentationen am Semesterende, die nicht nur die wissenschaftliche Arbeit öffentlich präsentiert, sondern auch als motivierende und wertschätzende Anerkennung der Studierenden dient. Die Studierenden erleben in einer Atmosphäre wie auf einer wissenschaftlichen Konferenz, wie wertvoll ihre Arbeit ist, was durch ein Publikumsvotum und die Vergabe kleiner Preise zusätzlich verstärkt wird.
Eine besonders eindrückliche Situation ergab sich auf dem Studierendenkongress, als eine Gruppe ihr Poster vorstellte. Zunächst nervös, wurden die Studierenden schnell durch das Interesse und die Fragen von Kommilitonen und Dozierenden ermutigt. Eine Dozentin lobte die Klarheit und Tiefe der Studie. Die Anerkennung und die Möglichkeit, das eigene Projekt in einer konferenzähnlichen Atmosphäre zu präsentieren, wirkten auf viele Studierende motivierend. Eine Teilnehmerin erzählte später, dass sie sich durch diesen Moment zum ersten Mal als echte „Forscherin“ gefühlt habe.
Hochkomplexe KI-Modelle interpretierbar machen
Dr. rer. hum. biol. Björn-Hergen Laabs, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, wurde in der Sektion Medizin für seine Wahlpflichtveranstaltung „Interpretierbares statistisches Lernen“ ausgezeichnet. Mit einer Vorlesung und einer Übung richtet sie sich in erster Linie an Studierende der Studiengänge „Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften“ und „Medizinische Informatik“. Daneben können aber auch alle teilnehmen, die ein wenig Vorerfahrung in den Methoden des maschinellen Lernens mitbringen.
Während Künstliche Intelligenz immer weitere Verbreitung findet, wird an vielen Beispielen klar, dass die Anwendung von nicht interpretierbaren Black-Box-Methoden verschiedenste Probleme mit sich bringen kann – etwa Diskriminierung oder Overfitting. Das Ziel der „Explainable Artificial Intelligence“ (XAI) ist es, die hochkomplexen KI-Modelle wieder interpretierbar zu machen. Damit will das Modul die Studierenden bereits frühzeitig für dieses aktuell stark an Bedeutung wachsende Thema sensibilisieren.
In der ergänzenden Übung erhalten die Studierenden in festen Kleingruppen am Anfang des Semesters jeweils einen realen Datensatz und ein darauf trainiertes Vorhersagemodell. Aufgabe über das Semester hinweg ist es, die verschiedenen erlernten Methoden auf das jeweilige Modell anzuwenden und so selbstständig zu erforschen, wie es interpretiert werden kann. Diese Erkenntnisse stellen die Kleingruppen am Ende des Semesters den anderen Studierenden vor. Damit wird in der Übung forschendes Lernen mit dem Flipped-Classroom-Konzept verknüpft.
Aktiver Dialog und die gemeinsame Erarbeitung der Zusammenhänge sind Dr. Laabs besonders wichtig. Einer der Studierenden schrieb in seiner Evaluation: „Ich finds super, wie locker und frisch Björn die Vorlesung gestaltet. Es hat immer Spaß gemacht daran teilzunehmen. Auch die Prüfungsatmosphäre war total entspannt. Das Projekt fand ich super spannend, besonders weil jeder ein anderes Modell hatte und so auch unterschiedliche Dinge herausgefunden hat.“
Die Walter-Dosch-Nachwuchslehrpreise auf dem Tag der Lehre
Seit 2022 werden die Nachwuchslehrpreise der Sektionen Informatik/Technik, Naturwissenschaften und Medizin der Universität zu Lübeck gemeinsam mit dem Universitätslehrpreis ausgelobt. Mit den drei Nachwuchslehrpreisen werden explizit Nachwuchslehrende ausgezeichnet, die eine hervorragende Lehrveranstaltung eigenverantwortlich gehalten haben, die keine unbefristete professorale Dauerstelle haben und die den Nachwuchspreis nicht bereits erhalten haben.
Die Preise sind in Gedenken an Prof. Dr. rer. nat. Walter Dosch benannt. Prof. Dosch (1947–2010) war seit 1996 Professor für Softwaretechnik und Programmiersprachen an der Universität zu Lübeck. Als Gründungsdirektor des gleichnamigen Instituts war er mit herausragendem fachlichen Können und hohem Engagement maßgeblich am Aufbau und der Weiterentwicklung des Studiengangs Informatik beteiligt.
Neben den Lehrpreisen wurden auf dem Tag der Lehre auch die hochschuldidaktischen Lehrzertifikate überreicht. Die Themen in den Workshops, Diskussionen, Vorträgen und Best-Practice-Beispielen des Tages reichten von Künstlicher Intelligenz im Studium über Musik in virtuellen Welten bis hin zu Gesundheit in der Lehre.
für die Ukraine