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Donnerstag, 05.04.2012

Universität

Letzte Startvorbereitungen für die Informatik

Zum Wintersemester 1993/94 startete der Studiengang Informatik an der damals noch Medizinischen Universität Lübeck

Die Berufungsverfahren für die neu zu besetzenden Professuren liefen, die Bewerbungen für die zunächst 30 Studienplätze gingen ein, und im August war ein neues Labor- und Verfügungsgebäude übergeben worden. Dem Beginn des neben der Medizin zweiten Studienangebots der Universität stand damit nun nichts mehr im Wege. Der Gründungsbeauftragte Prof. Dr. Siegfried Pöppl stellte den Lübecker Nachrichten das Konzept und die Vorzüge des neuen Studiengangs vor.

Bundesweit einmalig, wie die LN schon mit der Überschrift herausstellten, war das Konzept eines zwar grundständig und umfassend angelegten, mit der Vertiefungsrichtung Medizinische Informatik aber speziell auf die Medizin ausgerichteten Informatikstudiums. Weitere Nebenfächer kamen dann in den folgenden Jahren schnell hinzu. Insgesamt war der Studiengang auf 480 Studienplätze ausgelegt, und bis 1996 wurden rund 100 neue Stellen geschaffen und besetzt. Prof. Pöppl war schon 1990 berufen worden und leistete als Direktor des Instituts für Medizinische Informatik die Aufbau- und Gründungsarbeit für den neuen Studiengang.

Am 22. Januar 1993 hatte der Wissenschaftsrat, das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland, den 1991 gestellten Antrag positiv beschieden: „Den Plänen des Landes für die Medizinische Universität Lübeck im Rahmen der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät einen Studiengang Informatik mit der Vertiefungsrichtung Medizininformatik und 120 Studienanfängerplätzen aufzubauen, stimmt der Wissenschaftsrat zu. Er sieht an der Schnittstelle zwischen Medizin und Informatik unter Einbeziehung von Teilen der Elektrotechnik anhaltenden Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Vom Aufbau eines entsprechenden universitären Studienganges verspricht er sich überregionale Attraktivität und Signalwirkung.“

Das war weitsichtig und trat ein. Immerhin war 1993 das World Wide Web den Kinderschuhen noch kaum entwachsen, und vom Aufschwung einer New Economy wie am Ende des Jahrzehnts ließ sich allenfalls spekulieren. So stellte der Journalist der Lübecker Nachrichten zur künftigen Bedeutung der Informatik die kritische Frage, „ob sich hier nicht die heimlichen Herrscher und Kontrolleure der modernen Gesellschaft entwickeln“. Prof. Pöppl räumte die Notwendigkeit einer entsprechenden Ethik für diesen Bereich ein, verwies aber zugleich auf die Leistungen der modernen Datenverarbeitung, etwa für die Krebsforschung, die ohne die neuen Techniken nicht möglich wären.

Was 1993 begann, entwickelte sich an der Universität Lübeck zur Erfolgsgeschichte. Die Universität streifte das "Medizinische" aus ihrem Namen ab und weitete ihr Studienangebot beständig weiter aus - eine Entwicklung, die ungebrochen anhält.

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Lübecker Nachrichten 27. August 1993, S. 10